Quelle: dtv
Rezension:
Beim Durchstöbern des neuen Herbstprogramms vom dtv Verlag ist mir „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ sofort ins Auge gesprungen und das, wo ich das Cover eigentlich gar nicht so ansprechend finde. Ich finde es nicht schlecht, irgendwie ist es ja schon sehr niedlich, aber so richtig mein Fall ist es dennoch nicht. Irgendwie konnte es meine Neugierde aber trotzdem auf den ersten Blick wecken. Noch überzeugender fand ich allerdings den Klappentext. Dieser hatte mich sofort, sodass für mich sehr schnell feststand: Callie und ihren Bruder Travis möchte ich unbedingt kennenlernen!
Texas, 1901: Die 12-jährige Calpurnia, genannt Callie, lebt zusammen mit ihren sechs Brüdern, ihren Eltern und ihrem Großvater auf einer großen Farm in amerikanischen Bundesstaat Texas. Die natur- und tierliebende Callie kann sich keinen schöneren Heimatort vorstellen. Sie könnte stundenlang Zeit draußen im Freien und bei ihren Tieren verbringen. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Travis, der ebenfalls ein großer Tiernarr ist, kümmert sie sich regelmäßig um hilfsbedürftige Tiere. Von Schafen über Stinktieren bis zu Eichhörnchen und vielen mehr. Callie hofft, dass sie sich eines Tages ihren großen Berufswunsch erfüllen kann: Sie möchte unbedingt Tierärztin werden.
Dies war mein erstes Werk aus der Feder von Jacqueline Kelly und es wird ganz bestimmt nicht mein letztes gewesen sein. Mein Riecher hat mich eindeutig mal wieder nicht im Stich gelassen: Ich finde „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ einfach nur bezaubernd. Die fünf Calpurnia-Bände, die in diesem Sammelband enthalten sind, erzählen allesamt wunderschöne Tiergeschichten und vermitteln auf eine kindgerechte Weise enorm viel Wissen über Flora und Fauna. Für Natur- und insbesondere Tierfans ist das Buch daher in meinen Augen ein ganz großes Muss! Wer die Natur und Tiere liebt, der wird auch Callie und ihre Abenteuer lieben.
Vielleicht sind einige von euch bei dem ungewöhnlichen Namen Calpurnia eben hellhörig geworden. Kommt er einigen von euch vielleicht bekannt vor? Das kann nämlich sehr gut sein, schließlich gibt es bereits Calpurnia-Bücher bei uns Deutschland. Zwei der Erzählungen, die in „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ enthalten sind, wurden vor zwei Jahren schon mal im Hanser Verlag unter dem Titel „Calpurnias Tierstation“ veröffentlicht. Anscheinend wurden die Bücher aber nicht allzu gut beworben – an mir zumindest sind sie irgendwie völlig vorbeigegangen. Ich bin erst gestern beim Recherchieren auf sie gestoßen. Was ich dafür aber vom Sehen her kenne, ist „Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen“ und dessen Fortsetzung. Die Bücher sind meinem Empfinden nach um einiges bekannter. Ich bin jedenfalls nun schon öfters über sie gestolpert und war immer wieder kurz davor gewesen, sie mir zuzulegen. Da mir „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ so gut gefallen hat und ich völlig vernarrt in Callie bin, werde ich die beiden Bücher nun auf jeden Fall demnächst bei mir einziehen lassen. Die weiteren tierischen Erlebnisse von Callie möchte ich nun unbedingt kennenlernen!
Mit Calpurnia, Spitzname Callie, hat Jacqueline Kelly eine einmalige Buchheldin erschaffen. Tierlieb, sympathisch, neugierig, lebhaft und klug – das ist Callie. Ich fand unsere 12-jährige Ich-Erzählerin einfach nur großartig und habe mich über ihre ironische Erzählweise stellenweise köstlich amüsiert. Callie ist wahrlich nicht auf den Mund gefallen und widersetzt sich sehr gerne den strengen Regeln ihrer Mutter. Das Buch spielt Anfang des 20. Jahrhunderts, im US-Staat Texas, und zu der Zeit war es üblich, dass aus Mädchen feine Damen wurden. Das kommt für Callie jedoch überhaupt nicht infrage. Sie ist viel lieber draußen in der Natur, geht mit ihrem Großvater auf Forschungstouren, hilft dem Tierarzt Dr. Pritzker bei seiner Arbeit und liest liebend gerne wissenschaftliche Bücher. Davon darf ihre Mutter nur ja nichts erfahren. Ihr würden die Haare zu Berge stehen, wenn sie wüsste, wie undamenhaft ihre einzige Tochter ist.
Callie muss man einfach lieben und bewundern. Ich fand es richtig klasse, dass sie sich von ihrer Mutter nicht in das damalige Frauenbild drängen lässt und zudem so ein großes Herz für Tiere hat. Vor ihrem beeindruckenden Wissen über die unterschiedlichsten Tierarten kann man ebenfalls nur den Hut ziehen. Gleich in der ersten Geschichte wird deutlich, wie hervorragend sie sich in diesem Bereich auskennt und dass eine echte Tierärztin in ihr schlummert.
Neben Callie mochte ich auch die weiteren Figuren unglaublich gerne. Vor allem ihren kleinen süßen Bruder Travis, der ebenfalls total tierverrückt ist, habe ich super liebgewonnen. Travis ist einfach nur Zucker, sag ich euch. Ich hätte ihn am liebsten sofort eingepackt und mit nach Hause genommen.
Mit dem Setting konnte das Buch ebenfalls vollends bei mir punkten. Die Farm von Callis Familie wird sehr idyllisch und bildhaft beschrieben und da die Geschichten überwiegend in der warmen Jahreszeit spielen, versprühen sie ein wunderbares Sommerfeeling.
Vom Verlag wird „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ für Kinder ab 8 Jahren empfohlen. Ich muss gestehen, dass ich mit dieser Altersempfehlung ein kleines bisschen hadere. Der Schreibstil ist zwar, trotz der Zeit, in der das Buch spielt, sehr modern und lässt sich ganz fantastisch lesen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob jüngere Leser*innen die Ironie und Gesellschaftskritik der Texte komplett verstehen werden. Da Callie zudem schon 12 ist, würde ich persönlich das Buch eher ab 10 Jahren empfehlen.
Auf die einzelnen Geschichten gehe ich nun nicht näher ein, da meine Rezension sonst zu lang werden würde. Nur so viel noch: Ich bin von allen fünf Anekdoten hellauf begeistert und könnte gar nicht sagen, welche ich am besten fand. Alle fünf Erzählungen sind spannend und warmherzig, urkomisch und berührend und lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen.
Was dann auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die wunderhübschen schwarz-weiß Illustrationen von Jennifer L. Meyer. Ich fand die zahlreichen Bilder ganz entzückend. Sie harmonieren perfekt zum Geschehen im Text und geben die besondere Atmosphäre der Geschichten fabelhaft wieder.
Eine letzte Sache noch, ehe ich zu meinem Fazit komme: Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, dass ich die Wahl des Titels nicht so wirklich nachvollziehen kann. In einer Geschichte kommt zwar ein Eichhörnchen vor, aber eine Hängematte spielt in keine der Erzählungen eine Rolle. Ich persönlich finde den Titel irgendwie nicht so gelungen, werde deswegen aber keinen Stern abziehen. „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ wird auf jeden Fall die volle Sternenzahl von mir erhalten!
Fazit: Liebenswert, witzig und charmant – ein zeitlos-schönes Kinderbuch für Jung und Alt! Mir hat „Das Eichhörnchen in der Hängematte“ ein wundervolles Leseerlebnis beschert. Ich bin total begeistert von den fünf reizenden Tierabenteuern und der einzigartigen Calpurnia (Callie). Mit ihrer forschen und pfiffigen Art hat sich Callie einfach sofort in mein Herz geschlichen und auch die weiteren liebevoll ausgearbeiteten Figuren mochte ich unheimlich gerne. Ein wirklich ganz tolles Buch, das zauberhaft illustriert wurde und die Herzen aller Tier- und Naturfreunde höher schlagen lässt. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!
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