Dienstag, 11. Februar 2020

[Rezension] Freischwimmen von Adam Baron

Hardcover
Mit Illustrationen von Benji Davies
Ab 10 Jahren
224 Seiten
ISBN: 978-3-446-26607-0
Erschienen: 27.01.2020

Klappentext:
Eine herzzerreißende, urkomische Geschichte über die Dinge, die man selbst erfahren muss, weil einem Erwachsene mal wieder nichts sagen. Cym ist noch nie geschwommen – kein einziges Mal. Kein Wunder, dass ihn die Aussicht auf den ersten Schwimmunterricht in der Schule nervös macht. Andererseits – wie schwer kann das schon sein? Cym trägt schließlich die Badeshorts seines Vaters. Leichtherzig lässt er sich zu einem Wettkampf gegen seinen Widersacher hinreißen. Dass Cym dabei fast ertrinkt, hätte niemand erwartet. Dass der Unfall eine Familienkrise auslöst, erst recht nicht. Cym muss einer Wahrheit auf die Spur kommen, die sein Leben völlig auf den Kopf stellt. Doch das Beste ist, dass er dadurch echte Freunde gewinnt.

Quelle: Hanser Verlag


Rezension:

Als ich das erste Mal über „Freischwimmen“ stolperte, wusste ich sofort: Das Buch muss ich lesen! Es klang einfach so, so gut! Bücher, die herzzerreißende, urkomische und tiefsinnige Geschichten erzählen, fallen schon seit langem absolut in mein Beuteschema. Der Klappentext hatte ich mich wirklich sofort und da ich auch das Cover mega cool finde (es schimmert so herrlich!), zögerte ich keine Sekunde lang, sondern ließ das Buch nur zu gerne bei mir einziehen.

Der 9-jährige Cymbeline Iglu hat ein Geheimnis, das ihm ziemlich peinlich ist: Er ist noch nie geschwommen. Seine Mutter hat ihm stets vom Wasser ferngehalten. Aus welchen Gründen sie das getan hat, weiß der 9-jährige allerdings nicht. Als in der vierten Klasse Schwimmunterricht auf dem Stundenplan steht, traut Cym sich nicht zuzugeben, dass er nicht schwimmen kann. Aber mal ehrlich – so schwer kann das Schwimmen doch auch gar nicht sein. Dass es doch viel komplizierter ist als gedacht, merkt Cym aber sehr schnell, als er sich auf die dumme Wette von Blödmann Billy Lee einlässt. Fast wäre Cym ertrunken, aber zum Glück wird er noch rechtzeitig von seiner Mitschülerin Veronique Chang aus dem Becken gefischt. Was für eine Blamage. Noch beschämender wird das Ganze, als Cym merkt, dass er im Wasser seine Badehose verloren hat. Und es wird sogar noch schlimmer. Der Vorfall lässt seine Mutter vollkommen ausrasten. Als sie am nächsten Tag plötzlich weg ist, ändert sich für Cym alles schlagartig. Er wird für einige Zeit bei seinem Onkel und seiner Tante unterkommen, er wird neue Freunde finden und einem großen Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Cym möchte unbedingt herausfinden, was der Auslöser der Panikattacke seiner Mutter war. Was hat sie ihm nur all die Jahre verschwiegen?

Ich hatte eindeutig mal wieder den richtigen Riecher gehabt – ich bin hellauf begeistert von dem, was mich hier zwischen den umwerfend blau leuchtenden Buchdeckeln erwartet hat. Die kindliche, einfühlsame und humorvolle Erzählweise konnte ich mich von den ersten Seiten an komplett verzaubern und unseren Protagonisten Cym habe ich sofort ganz fest in mein Herz geschlossen. Bei „Freischwimmen“ war ich mir wirklich von Beginn an ziemlich sicher, dass ich ein Highlight in Händen halte. Nun, dem war dann auch tatsächlich so. In meinen Augen ist Adam Baron mit „Freischwimmen“ ein fantastisches Kinderbuchdebüt gelungen, welches ich jedem, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen kann.

Erzählt wird die Handlung aus der Sicht des 9-jährigen Cymbeline, genannt Cym, in der Ich-Form. Mit ihm hat Adam Baron einen einzigartigen Buchhelden erschaffen. Cym ist ein unglaublich lieber und sympathischer Junge. Er ist verträumt, witzig, intelligent und einfach so jemand, den man wahnsinnig gernhaben muss.
Besonders gut gefallen hat mir, wie Cym uns seine Geschichte erzählt. Dieser kindliche und ehrliche Ton ist meinem Empfinden nach hervorragend gelungen. Er ist warmherzig, authentisch, zum Schmunzeln schön und liest sich absolut bezaubernd und locker-leicht. Spitze fand ich, dass Cym uns Leser öfters sogar direkt anspricht. Man fühlt sich Cym dadurch so richtig nahe und kann sich spielend leicht in ihn hineinfühlen. Mir zumindest ist dies mühelos geglückt.

Auch mit den weiteren Figuren konnte mich Adam Baron vollends überzeugen. Allesamt wurden sie ausgezeichnet ausgearbeitet. Da hätten wir zum Beispiel Cyms Mum, die Künstlerin ist und ihren Sohn alleine großzieht. Sein Dad, dem Cym übrigens seinen ungewöhnlichen Namen zu verdanken hat, ist angeblich kurz nach seiner Geburt gestorben. Dass Cyms Mum ihrem Sohn etwas verheimlicht und zudem psychisch sehr instabil ist, wird uns Lesern sehr schnell deutlich. Was genau seine Mutter Cym aber alles verschweigt und was dazu geführt hat, dass es ihr gesundheitlich so schlecht geht, dass sie sich sogar in stationäre Behandlung begeben muss, all das werde ich hier natürlich nicht verraten. Da müsst ihr das Buch schon selber lesen. Was ihr unbedingt tun solltet!

Bezüglich Cym und seiner Mum möchte ich noch gerne loswerden, dass mir das innige Verhältnis der beiden enorm gut gefallen hat. Seine Mum bedeutet Cym alles. Das wird einem sofort klar. Ich fand es so herzerwärmend und ergreifend zu lesen, wie lieb sich die beiden haben. Als Cym von seiner Mutter getrennt ist, da sie sich in einer Klinik befindet, werden die Gefühle und Gedanken des 9-jährigen so unendlich bewegend und traurig-schön dargestellt. Ich musste bei manchen Szenen des öfteren schwer schlucken, weil ich so mit Cym mitgefühlt habe und es so gut nachvollziehen konnte, dass er seine Mum so sehr vermisst.

Neben Cym und seiner Mutter begegnen einem im Verlaufe des Buches noch viele weitere fabelhafte Charaktere. Da hätten wir zum Beispiel die hochbegabte Veronique Chang, eine Mitschülerin von Cym, die gefühlt alles kann, in allem gut ist und zudem noch extrem hübsch ist. Veronique zählte eindeutig zu meinen Lieblingscharakteren. Ich mochte ihre direkte, offene und liebenswert-schräge Art unheimlich gerne.
Cyms besten Freund Lance, der sich gleich mit vier Elternteilen rumschlagen muss und ein ziemliches Problem mit seinem Namen hat, habe ich ebenfalls total liebgewonnen. Sogar Cyms Klassenfeind Billy mochte ich zum Ende hin noch sehr gerne. Bevor dies aber der Fall war, konnte ich Billy überhaupt nicht leiden. Er stänkert rum wo er nur kann und versucht Cym das Leben so richtig schwerzumachen. Man mag es kaum glauben, dass aus den beiden Jungen schließlich noch Freunde werden.

Freischwimmen“ erzählt eine wunderschöne und zutiefst berührende Familien- und Freundschaftsgeschichte, die einen wahrlich auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt. Ist man in einem Moment noch breit am schmunzeln und grinsen, hat man im nächsten schon wieder einen fetten Kloß im Hals. Auf eine zauberhafte und gefühlvolle Weise behandelt der Autor viele wichtige und schwierige Themen wie Verlust, Trauer, Ehrlichkeit, Mut, Vertrauen und dem Hinauswachsen über sich selbst. Cyms Erzählungen führen einem nur zu gut vor Augen, dass man immer offen und ehrlich mit seinen Kindern umgehen sollte. Kinder verkraften und verstehen in der Regel viel mehr als Erwachsene oft denken.

Welche Rolle das Thema Schwimmen bei dem Ganzen spielen wird, werde ich hier nicht erzählen, das müsst ihr schon selber herausfinden. Nur so viel noch: Ich wurde hier öfters ziemlich überrascht und vor allem mit der Auflösung am Ende habe ich so gar nicht gerechnet. Das Leseerlebnis wird dadurch so wunderbar mitreißend, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Man fliegt hier nur so durch die Seiten, wozu auch die angenehm kurzen Kapitel beitragen.

Zu guter Letzt, ehe ich zu meinem Fazit komme, muss ich unbedingt noch kurz auf die Aufmachung des Buches eingehen. Vom Cover habe ich euch ja bereits vorgeschwärmt - ich finde es brillant! Die Innengestaltung mit den schwarz-weiß Illustrationen von Benji Davies ist aber auch ganz famos gelungen. Leider gibt es insgesamt nur recht wenige Bilder, dafür aber ganz tolle, die das Lesevergnügen nur noch wundervoller machen.

Fazit: Was für ein großartiges Debüt! Mir hat „Freischwimmen“ unvergessliche Lesestunden beschert. Die Geschichte ist so unfassbar warmherzig, einfühlsam und emotional. Sie ist tiefgründig, traurig und schön zugleich und dank des erstklassigen Humors auch super witzig. Adam Baron ist mit „Freischwimmen“ ein ganz besonderes Kinderbuch gelungen, welches ich jedem, egal ob Mädel oder Junge, Groß oder Klein, wärmstens ans Herz legen kann. Ich bin hellauf begeistert und vergebe sehr gerne volle 5 von 5 Sternen!







Ein großes Dankeschön an den lieben Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar!

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