Dienstag, 2. Juli 2019

[Rezension] Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke und Guillermo del Toro

Hardcover
Mit Illustrationen von Allen Williams
320 Seiten
ISBN: 978-3-7373-5666-4
Erschienen: 02.07.2019

Klappentext:
Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer Mutter in die Berge, wo ihr neuer Stiefvater mit seiner Truppe stationiert ist. Der dichte Wald, der ihr neues Zuhause umgibt, wird für Ofelia zur Zufluchtsstätte vor ihrem unbarmherzigen Stiefvater: ein Königreich voller verzauberter Orte und magischer Wesen.
Ein geheimnisvoller Faun stellt dem Mädchen drei Aufgaben. Besteht sie diese, ist sie die lang gesuchte Prinzessin des Reiches. Immer tiefer wird Ofelia in eine phantastische Welt hineingezogen, die wundervoll ist und grausam zugleich. Kann Unschuld über das Böse siegen?



Rezension:

Cornelia Funke zählt seit meiner Kindheit zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Viele ihrer Bücher sind ein wichtiger Bestandteil meiner Kind - und Jugendzeit. Als ich nun hörte, dass dieses Jahr ein neues Buch von ihr erscheinen wird, war meine Freude riesengroß. Ich war schon so gespannt, was mich in „Das Labyrinth des Fauns“ wohl erwarten wird.

Spanien, 1944: Die 13-jährige Ofelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter Carmen zu ihrem neuen Stiefvater, Hauptmann Vidal. Dieser ist mit seiner Truppe in den Bergen Nordspaniens stationiert und hat sein Hauptquartier in einer alten Mühle.
Um der brutalen Realität zu entfliehen, flüchtet sich Ofelia in eine Traumwelt, in welcher sie auf eine Fee treffen wird. Die Fee führt das Mädchen zu einem alten Labyrinth, welches das Tor zu einer magischen Welt ist. Im Labyrinth wartet ein Faun auf Ofelia, der sie für die Wiedergeburt der Prinzessin Moanna hält. Um zu beweisen, dass sie es tatsächlich ist, stellt der Faun Ofelia drei Aufgaben, die sie bis zur nächsten Vollmondnacht erfüllt haben muss.

Vorweg: Ich kenne den Film „Pans Labyrinth“ leider nicht. Ja, ich weiß, Schande über mich. Ich wollte ihn mir eigentlich schon längst mal anschauen, bin nur irgendwie einfach noch nicht dazu gekommen. Ich habe „Das Labyrinth des Fauns“ also ohne die Filmbilder im Kopf gelesen. Sehr wahrscheinlich werden diejenigen, die den Film gesehen haben, das Buch ganz anders empfinden als ich es getan habe. Ich jedenfalls, als nicht Film-Kenner, kann nur sagen: Cornelia Funke ist mit ihrem neuen Buch ein wahres Meisterwerk gelungen! Mich hat das, was ich hier zu lesen bekommen habe, zutiefst beeindruckt und sehr bewegt. Wie gesagt, ich kann in meiner Rezension keine Vergleiche zum Film ziehen, aber worin ich mir trotzdem sehr sicher bin: Niemand hätte „Pans Labyrinth“ so großartig als Buch umsetzen können wie es Cornelia Funke getan hat. Bei mir lief hier beim Lesen ein absolutes Kopfkino.

Inspiriert durch Guillermo del Toros oscarprämierten Film hat Cornelia Funke hier eine fantastische Welt voller magischer Orte und einzigartiger Geschöpfe erschaffen. Das Buch erzählt eine Art Märchen, welches eine grandiose Vermischung aus Realität und Fantasie enthält. Allerdings, das muss ganz klar gesagt sein: „Das Labyrinth des Fauns“ erzählt definitiv kein Märchen für Kinder. Jüngeren Lesern sollten man dieses Buch nicht zu lesen geben, da es stellenweise sehr brutal und verstörend ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Film noch um einiges grausamer ist, aber auch das Buch ist nicht ohne. Ich hatte hier beim Lesen ständig Gänsehaut und habe mich öfters dabei ertappt, dass ich an einigen Stellen richtig das Gesicht verzogen habe, da mir diese so unter die Haut gegangen sind. Also an alle, die etwas zarter besaitet sind, warne ich lieber vor: Es gibt viele erschütternde und gewalttätige Szenen, es sterben Menschen und es fließt viel Blut.

Mich persönlich haben diese Szenen tatsächlich nicht so sehr mitgenommen, wie ich erwartet hätte. Auch überrascht hat mich, dass es mich gar nicht gestört hat, dass das Buch zu Kriegszeiten spielt. Normalerweise lasse ich von solchen Büchern immer lieber die Finger. Ich weiß auch nicht, Bücher, die Kriegsthemen behandeln, lese ich einfach nur sehr ungern, obwohl sie natürlich unheimlich wichtig sind.

Mich konnte diese düstere und schaurige Atmosphäre, die hier durchweg herrscht, von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und komplett verzaubern. Wie nicht anders von Cornelia Funke zu erwarten war, hat sie mit ihren Worten etwas Außergewöhnliches vollbracht. Ihr Schreibstil ist einfach grandios, er ist bildgewaltig, atmosphärisch, poetisch und wunderschön!

Die Geschichte besteht aus verschiedenen Erzählsträngen. Da wären zum einen die Kapitel, die Ofelia gewidmet sind, unserer Hauptprotagonistin. Mir persönlich waren diese Kapitel am liebsten. Die kleine Ofelia habe ich von den ersten Seiten an in mein Herz geschlossen. Sie ist ein ganz besonderes Mädchen, sie ist aufgeweckt, liebenswert und mutig. Wofür ich sie zutiefst bewundert habe, ist ihre enorme Fantasie. Gleich zu Beginn der Geschichte wird Ofelia auf eine Fee treffen. Ob es diese wirklich gibt oder ob sie nur allein dank Ofelias großer Vorstellungskraft da ist, bleibt irgendwie unklar. Insgesamt lässt sich bis zum Schluss nicht sagen, ob diese Märchenwelt mit all ihren magischen Wesen und Orten wirklich vorhanden ist oder nur im Kopf des verträumten Mädchens existiert. Ofelia jedenfalls stellt die Existenz von dieser Welt nicht infrage. Sie glaubt an Märchen, Fabelwesen und das Phantastische. 

Ein weiterer erzählender Charakter ist Hauptmann Vidal, Ofelias neue Stiefvater. Ofelia bezeichnet ihn stets nur als den „Wolf“. In ihren Augen ist er gemein, widerwärtig und kaltherzig, was er auch definitiv ist. Mir tat Ofelia so unendlich leid, dass ihre Mutter sie zu diesem furchtbaren Mann geschleppt hat. Vidal ist grausam, skrupellos und machtbesessen. Einfach nur schlimm, was für schreckliche Menschen es doch gibt. Die Vidal-Kapitel habe ich als besonders bedrückend empfunden, da in diesen nur zu deutlich wird, was für ein Monster Ofelia zum Stiefvater hat.
Ganz anders sah es bei mir zum Glück bei Mercedes aus. Sie ist eine Hausangestellte von Vidal und ebenfalls eine sehr wichtige Figur in dieser Geschichte. Mercedes steht auf der Seite der Partisanen und versucht diese zu unterstützen. Für mich war Mercedes eine richtige Heldin; vor ihrem Mut und ihrer Stärke kann man wirklich nur den Hut ziehen.

Einen weiteren Handlungsstrang bilden kleine Zwischenkapitel, die etwas Märchenhaftes an sich haben. Sofern ich das beim Recherchieren richtig verstanden habe, gibt es diese Zwischenspiele im Film nicht. Sie wurden von Cornelia Funke hinzugefügt. Mir haben diese kleinen Geschichten, die man fast schon als Sagen oder Legenden bezeichnen kann, unheimlich gut gefallen. Sie fügen sich perfekt zur Geschichte ein und verstärken diese zauberhafte Atmosphäre nur noch.

Wovon ich ebenfalls hellauf begeistert bin, sind die schwarz-weiß Illustrationen im Buch. Also von denen könnte ich euch jetzt ohne Ende etwas vorschwärmen, ich bin total verliebt in die Zeichnungen. Sie haben etwas Düsteres an sich und erzeugen eine großartige Stimmung. Das tolle Cover liefert ja bereits einen wundervollen Vorgeschmack auf das, was einem im Innenteil erwartet. Ich persönlich liebe das Cover über alles, genauso wie den traumhaft schönen Einband, der sich unter dem Schutzumschlag verbirgt. „Das Labyrinth des Fauns“ ist einfach in allem rundum perfekt! Die Gestaltung ist ein Traum und die bewegende Geschichte, die zwischen diesen wunderhübschen Buchdeckeln schlummert, beschert uns Lesern ein unvergessliches Leseerlebnis.

Das Ende des Buches hat mich, muss ich gestehen, sehr geschockt. Es ist schön und schrecklich zugleich. Da es bestimmt so einige gibt, die, wie ich, den Film noch nicht gesehen haben, werde ich hier nun natürlich nicht näher ins Detail gehen. Ich kann nur sagen, dass mich das Ende des Buches sehr überrascht und etwas sprachlos zurückgelassen hat. 

Fazit: Ein großartiges Buch voller Schönheit, Traurigkeit, Schmerz, Emotionen und Fantasie! Cornelia Funke ist mit „Das Labyrinth des Fauns“ in meinen Augen ein wahres Meisterwerk gelungen. Basierend auf den Film „Pans Labyrinth“ hat Cornelia Funke eine wundervolle, märchenhaft schöne Geschichte geschrieben, welche mich komplett verzaubert hat. Ich habe mich nur zu gerne mit der kleinen Ofelia in ihre magische Fantasiewelt begeben und mich gemeinsam mit ihr ihren schlimmsten Ängsten und Träumen gestellt. Mitgefühl, Schock, Trauer, Wut, Freude und Hoffnung – all das hat die Geschichte in mir hervorgerufen. Für mich ist „Das Labyrinth des Fauns“ ein absolutes Highlight! Ich kann das Buch wärmstens empfehlen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Fischerverlag, der mir dieses wunderschöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
 

2 Kommentare:

  1. Huhu,

    ohhhh du machst mir gerade so lust drauf :D ich liebe diese Autorin und habe jedes ihrer Jugendbücher im Regal. ♥ Der Film ist übrigens auch sehr gut. Ein auf und ab der Gefühle. ^^ Und dieser Schatz hier muss auch ganz bald bei mir einziehen.

    Tintengrüße von der Ruby

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo liebe Ruby,

      den Film möchte ich mir auf jeden Fall demnächst anschauen, bin schon so gespannt drauf!
      Wenn du die Bücher von Cornelia Funke liebst, ist "Das Labyrinth des Fauns" definitiv ein großes Muss für dich! Ich kann dir das Buch wirklich nur ans Herz legen. :)

      Liebe Grüße
      Corinna

      Löschen

Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google