Samstag, 9. März 2019

[Rezension] Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte von Kirsten Boie

Hardcover
Mit Illustrationen von Barbara Scholz
Ab 6 Jahren
192 Seiten
ISBN: 978-3-7891-0953-9
Erschienen: 25.02.2019

Klappentext:
Nach dem großen Feuer findet Mama Reh am Rande des Waldes ein kleines graues Puscheliges: Blau-Auge, einen jungen Fuchs, der seine Familie verloren hat. Blau-Auge darf bei Mama Reh und ihren Kindern bleiben – und er gibt sich wirklich große Mühe, ein gutes Reh zu sein! Aber als zuerst die dumme kleine Maus verschwindet und kurz darauf das Rehkitz Vielpunkt, glauben alle Waldtiere, dass Blau-Auge dahintersteckt. Ein Fuchs bleibt eben immer ein Fuchs! Doch Blau-Auge zeigt den Tieren, dass er ein echter Freund ist, auf den man sich verlassen kann.
Ob Füchse oder Kinder – alle brauchen Freunde und Geborgenheit. Und Kirsten Boie erzählt uns davon.
Mit wunderbaren Illustrationen von Barbara Scholz.



Rezension: 

Kirsten Boie zählt seit meiner Kindheit zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Viele ihrer Bücher sind in ein fester Bestandteil meiner Kinder- und Jugendbuchsammlung. Ende Februar wurde diese nun um ein ganz zauberhaftes Vorlesebuch erweitert: „Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“. Bei diesem Schätzchen stellte sich mir gar erst die Frage, ob ich es lesen möchte. Hier kam einfach so vieles zusammen: Es ist von Kirsten Boie, es wurde von Barbara Scholz illustriert (ich liebe ihre Illustrationen!), es klingt so zauberhaft schön und das Cover ist so süß! Ganz klar, dieses Buch musste ich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Nanu, was ist denn das? Es ist klein, grau und puschelig. Ein Wolfskind vielleicht? Nein. Dieses kleine graue Puschelige ist ein junger Fuchs, der leider seine Familie bei einem großen Feuer verloren hat. Jetzt ist das arme Kerlchen ganz alleine und weiß nicht, wo seine Eltern und seine Geschwister sind. Zum Glück darf es bei Mama Reh und ihren drei Rehkindern bleiben, ist das nicht lieb? Da der kleine Fuchs blaue Augen hat, wird er auf den Namen Blau-Auge getauft. Blau-Auge ist sehr erleichtert, dass er bei der Rehfamilie bleiben darf und er gibt sich auch die allergrößte Mühe, ein gutes Reh zu sein, wirklich! Als aber ein kleines Mäusekind verschwindet und nur kurz darauf auch das Rehkitz Vielpunkt spurlos verschwunden ist, fällt der Verdacht sofort auf Blau-Auge. Er ist nun mal ein Fuchs und ein Fuchs bleibt immer ein Fuchs, so meinte ja schon der Uhu. Blau-Auge wird fortgeschickt und er macht sich auf die Suche nach seiner Fuchsfamilie. Ob er sie finden wird? Alleine suchen muss Blau-Auge sie zum Glück nicht. Er wird bei seinem großen Abenteuer Freunde an seiner Seite haben, die ihm nicht im Stich lassen werden. Und auch Blau-Auge wird allen zeigen, was für ein guter Freund er ist und dass man sich immer auf ihn verlassen kann.

Dieses Buch hat mir nur noch mal zu deutlich vor Augen geführt, dass Kirsten Boie zurecht zu meinen Lieblingsautorinnen gehört. Ich bin so verliebt in diese niedliche Geschichte! Was für ein wundervolles und herzallerliebstes Kinderbuch! In meinen Augen darf es in keinem Kinderbuchregal fehlen.

Auf gut 192 Seiten erwartet einen hier eine wunderschöne und zu Herzen gehende Geschichte, die einen berührt und zum Nachdenken anregt, die einen mitfiebern und mitfühlen lässt, die einen traurig und glücklich macht. Das Buch enthält eine Menge wichtiger und toller Botschaften, zauberhaft und sehr kindgerecht verpackt in einem großartigen Tierabenteuer.

Was mir hier ganz besonders gut gefallen hat, ist die Erzählweise des Buches. Als Leser erfahren wir alles aus der Sicht der Waldtiere und werden von dem Erzähler sogar öfters direkt angesprochen. Beides mag ich unheimlich gerne. Tiergeschichten fallen schon seit langem in mein Beuteschema und diese direkte Ansprache konnte mich schon immer begeistern.

Wie Kirsten Boie das Erzählen aus der Tiersicht gelungen ist, ist einfach nur großartig. Besonders klasse fand ich, wie sie uns Menschen (Zweifüßler) darstellt. Hach, auf was für Ideen sie da nur gekommen ist, herrlich! Bei manchen Beschreibungen habe ich ja schon ein bisschen gebraucht, bis ich verstanden habe, wovon die Tiere da nun sprechen. Als es dann Klick gemacht hat, hatte ich jedes Mal ein breites Lächeln auf den Lippen.
Eines meiner Highlights war die Sache mit dem Mond. Die Waldtiere denken, dass wir Menschen uns jede Nacht am Mond bedienen und dessen Licht für unsere Häuser stehlen, damit wir es, wenn es draußen dunkel wird, weiterhin schön hell bei uns haben. Also da musste ich ja wirklich sehr schmunzeln. Auch super fand ich die Beschreibungen über die Rundfüßler. Rundflüßler, na, ahnt ihr, was damit gemeint ist? Ich bin jetzt mal ganz gemein und verrate es nicht. Wenn ihr gerne wissen möchtet, was sich hinter diesen mysteriösen Rundfüßlern verbirgt, müsst ihr das Buch schon selber lesen. Was ihr unbedingt tun solltet! Ob zum Vor- oder zum Selberlesen, ich kann „Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“ jedem sehr ans Herz legen.

Zum Vorlesen eignet sich das Buch wunderbar. Ich habe es für mich alleine gelesen, kann mir aber nur zu gut vorstellen, dass es für zauberhafte Vorlesestunden für die ganze Familie sorgen wird. Der Schreibstil ist so schön und liest sich super angenehm. Ich habe nur die Schrift als recht klein empfunden, allerdings muss ich dazu sagen, dass ich da immer sehr anfällig bin. Dennoch wird das Buch für Erstleser zu schwierig sein, da sich auf einer Seite auch oft sehr viel Text befindet. Hier sollte man in meinen Augen schon ein etwas geübterer Leser sein. Ich persönlich würde das Buch zum Selberlesen ab 8 Jahren empfehlen.

Womit mich Kirsten Boie ebenfalls hellauf begeistern konnte, sind die Charaktere. Vor allem Blau-Auge hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Mit dem kleinen Fuchs habe ich beim Lesen so mitgelitten. Das kleine Kerlchen kann einem wirklich nur leid tun. Das Buch ist stellenweise schon sehr traurig, aber keine Sorge, zu traurig und bedrückend ist die Geschichte nicht. Es gibt auch eine Menge schöner und lustiger Momente, die die traurigen Szenen wunderbar auflockern.
Da wäre zum Beispiel der Herr Professor Kater, auf den die Familie Reh stoßen wird. Der Kater ist typisch Katze, er hält sich für ganz toll und den Größten. Unsympathisch ist er aber nicht, ich mochte den Herrn Professor Kater sehr gerne. Die Waldtiere sind einfach alle auf ihre Weise total liebenswert und einzigartig.

Was das Buch dann noch besonderer macht, sind die vielen wichtigen und tollen Botschaften, die es enthält und die auf eine rührende Weise vermittelt werden: Jeder darf so sein, wie er oder sie ist. Und auch, wenn man total verschieden ist, kann man befreundet und sogar die allerbesten Freunde sein.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich die bezaubernden Illustrationen von Barbara Scholz. Ich liebe ihre Bilder wirklich sehr, sie sind so niedlich und herzerwärmend schön! Ich konnte mich an den vielen hübschen Zeichnungen einfach nicht sattsehen. Egal ob die kleinen Bildchen oder die ganzseitigen Illustrationen – sie sind alle so traumhaft und geben das Geschehen im Text erstklassig wieder.

Fazit: Was für ein wunderschönes Kinderbuch! Mit „Vom Fuchs, der ein Reh sein sollte“ hat mir Kirsten Boie nur noch mal vor Augen geführt, dass sie zurecht zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen zählt. Ich bin ganz verliebt in diese süße Geschichte, die hier erzählt wird. Sie ist spannend und lustig, sie ist traurig, warmherzig, zauberhaft schön und so wundervoll illustriert. „Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“ handelt von Freundschaft, Mut, Toleranz, Vorurteile und Zusammenhalt und ist ein Vorlesebuchschatz für die ganze Familie. Ich bin hellauf begeistert und vergebe gerne volle 5 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Oetinger Verlag für das wunderschöne Buch und dass ich bei der Leserunde auf Lovelybooks dabei sein durfte!

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