Sonntag, 29. Mai 2022

[Rezension] Owl und der verlorene Junge von Amy Wilson

Hardcover
 
Übersetzt von Sylke Hachmeister
Ab 10 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-96826-012-9
Erschienen: 13.04.2022

Klappentext:

In einem ewigen Sommer festzustecken ist kein Spaß. Vor allem, wenn man die Tochter des Winters ist. Owls Freund Alberic – der zufällig auch der Sohn des Earl of Autumn ist – wird vermisst. Entschlossen, ihn zu finden und den ewigen Sommer zu beenden, begeben sich Owl und ihre beste Freundin Mallory auf ein Abenteuer, das sie tief in die magische Welt der Zeit führen wird. Dort sind dunkle Mächte am Werk, die vor nichts zurückschrecken. Werden Owl und Alberic in der Lage sein, ihre Magie zu kontrollieren und den Wechsel der Jahreszeiten wiederherzustellen? Eine Geschichte, die den Klimawandel, Verlust und Trauer thematisiert – und doch voller Magie, Freundschaft, Liebe und Hoffnung für die Zukunft ist.

Quelle: von Hacht Verlag

Rezension:

Da ich den ersten Band der „Die Abenteuer der Tochter Windes“ - Reihe so geliebt habe, war der zweite Teil natürlich ein absolutes Muss für mich. Auf „Owl und der verlorene Junge“ war ich tierisch gespannt!

Der Oktober neigt sich dem Ende zu, aber der Sommer möchte einfach nicht vorbeigehen. Verantwortlich dafür ist die Mittagsfrau, dank ihr herrscht nach wie vor eine sengende Hitze, unter der alle Menschen leiden. Vor allem Owl, die die Tochter des Winters Jokul ist, machen die heißen Temperaturen sehr zu schaffen und als wäre das nicht mehr als genug, wird zudem auch noch ihr Freund Alberic, der Sohn von Graf Oktober, seit einiger Zeit vermisst. Um ihren Freund wiederzufinden und diesen langen Sommer endlich zu beenden, begibt sich Owl gemeinsam mit ihrer Freundin Mallory auf ein großes Abenteuer. Ihre Reise wird sie tief in die magische Welt der Jahreszeiten führen, in der lauter Gefahren lauern und dunkle Mächte ihr Unwesen treiben. Wird die Suche der Mädchen erfolgreich sein? Werden sie es schaffen, den Herbst zurückzuholen und die Jahreszeiten wieder in Einklang zu bringen?

Da es sich hier um den zweiten Teil einer Reihe handelt und die Bände aufeinander aufbauen, kann ich allen Neueinsteigern nur raten, mit dem Auftaktband zu beginnen. Man kann dem Geschehen in der Fortsetzung meiner Ansicht nach zwar auch ohne Vorwissen recht gut folgen, aber es wäre auf jeden Fall sinnvoller die chronologische Reihenfolge der Bücher einzuhalten.

Mir waren die Ereignisse aus „Ein Mädchen namens Owl“ zum Glück noch sehr präsent – ich habe daher ohne Probleme in den zweiten Band hineingefunden und meine Zeit darin in vollen Zügen genießen können. Ob meine Erwartungen aber auch komplett erfüllt werden konnten? Diese waren äußerst hoch, muss ich gestehen, vom Vorgänger war ich schließlich ganz hin und weg.

Um euch nicht unnötig auf die Folter zu spannen: Das von mir erhoffte Highlight wurde das Buch leider nicht, aber begeistert bin ich dennoch, definitiv. Die US-amerikanische Autorin Amy Wilson hat auch mit „Owl und der verlorene Junge“ eine tolle Fantasygeschichte ab 10 Jahren geschrieben, die wie der erste Teil voller Mysterien und Magie steckt und eine gelungene Mischung aus spannend, emotional und pädagogisch wertvoll enthält. Bei mir wollte nur irgendwie dieser letzte Funke nicht überspringen. Dieser besondere Zauber, den ich im Vorgänger so geliebt habe, hat mir dieses Mal ein bisschen gefehlt und im Mittelteil hätte der Spannungsbogen für meinen Geschmack ein klein wenig höher sein können.

Abgesehen davon kann ich mich aber nur positiv zum Buch äußern. So sagte mir der Schreibstil erneut auf Anhieb zu. Amy Wilson besitzt eine wunderbare Art und Weise zu erzählen. Ihr Sprachstil ist bildhaft, fesselnd und poetisch, mich hat er sofort packen können und da ich auch von der Handlung von Beginn an völlig gebannt war und die Kapitel wieder angenehm kurz sind, flogen die Seiten bei mir auch diesmal nur so dahin.

Auch unsere Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Owl mochte ich wieder total gerne. Mit ihr hat die Autorin eine starke und sympathische Heldin erschaffen, die man als Leser*in einfach augenblicklich gernhaben muss und die man für ihre Tapferkeit, Stärke und Entschlossenheit nur bewundern kann. Ich habe Owl vom ersten Moment an wieder in mein Herz geschlossen und mich jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können.

Mit den weiteren Charakteren hat mich die Autorin überzeugen können. Zu meiner großen Freude sind viele bekannte Gesichter aus dem Vorgänger erneut mit von der Partie – sowohl aus unserer als auch aus der magischen Welt. Vor allem über mein Wiedersehen mit Mallory und Alberic habe ich mich sehr gefreut, die Zwei habe ich ganz besonders liebgewonnen, allen voran Mallory. Mich hat es beeindruckt zu sehen, wie sich Mallory in einer ihr fremden Welt ohne jegliche Zauberkräfte behauptet und – genauso wie ihre beiden Freunde – über sich selbst hinauswachsen wird.

Mit dem Setting hat das Buch ebenfalls wieder gänzlich bei mir punkten können, insbesondere mit der magischen Welt. Ich liebe einfach Amy Wilsons einzigartiges mystisches Fantasyreich, welches sie für diese Reihe kreiert hat und das so etwas herrlich Märchenhaftes und Düsteres ausstrahlt. Die Orte in der Realität mochte ich aber auch wieder unheimlich gerne und da sämtliche Schauplätze erneut sehr anschaulich und stimmungsvoll beschrieben werden, hatte ich abermals ein wahres Kopfkino beim Lesen. Anders jedoch als im ersten Band werden wir dieses Mal nicht mit einer winterlichen, frostklirrenden Atmosphäre verzaubert, sondern bekommen es mit ganz viel warmer Sommerhitze zu tun und wie bereits bei der eisigen Kälte, so meint man auch die heißen Temperaturen richtiggehend beim Lesen spüren zu können.

Was die Handlung angeht, habe ich euch ja schon berichtet, dass sie mich nicht ganz so mitreißen und bezaubern konnte wie es dem Vorgänger geglückt ist. Langeweile kam für mich aber trotzdem an keiner Stelle auf. Ich war dank der vielen überraschenden Wendungen dennoch immerzu am Mitfiebern und wollte das Buch stellenweise gar nicht mehr aus der Hand legen. Owl, Alberic und Mallory müssen sich auf ihrem neuen großen Abenteuer erneut einer Menge Herausforderungen und Gefahren stellen und werden Unglaubliches dabei leisten. Ich habe die drei nur zu gerne auf ihrer Mission begleitet und fand es wundervoll mitzuerleben wie sie sich weiterentwickeln und stets aufeinander verlassen können. Die Freundschaft und der Zusammenhalt der Kinder wird herzerwärmend dargestellt, mich haben diese Szenen sehr berührt. 

Neben dem Teamgeist unserer Protagonisten vermittelt die Erzählung noch zahlreiche weitere wichtige Themen und Werte wie Familie, Liebe, Mut, Hoffnung und Vertrauen, Verlust, Trauer und der Glaube an sich selbst. Zudem wird uns die Bedeutsamkeit der Jahreszeiten nähergebracht und vor Augen geführt, welche Auswirkungen es haben kann wenn diese aus dem Gleichgewicht geraten. All dies hat seinen Platz zwischen den Seiten gefunden, kindgerecht und sensibel verpackt in einer fantasievollen und abenteuerlichen Geschichte.

Neben der eigentlichen Erzählung gibt es dann auch wieder ein paar kurze Zwischenkapitel, die nicht aus der Sicht von Owl geschildert werden, und in den Genuss von hübschen Vignetten an den Kapitelanfängen kommen wir ebenfalls wieder. Mir haben die Einschübe und die Innengestaltung erneut überaus gut gefallen, sie verstärken die geheimnisvolle Stimmung der Story nur noch und machen das Leseerlebnis zu etwas ganz Besonderem.

Das Ende ist recht offen, sodass man am liebsten sofort weiterlesen möchte. Also wenn ich richtig informiert bin, handelt es sich bei dieser Reihe um eine Trilogie, einen weiteren Band müsste es also noch geben. Im Englischen ist er aber, soweit ich weiß, bisher noch nicht erschienen – auf die deutsche Übersetzung werden wir uns daher wohl leider noch ein Weilchen gedulden müssen.

Fazit: Eine märchenhaft schöne Fortsetzung voller Spannung, Magie, Poesie und Tiefgang!

Mit „Owl und der verlorene Junge“ beschert uns Amy Wilson ein weiteres atmosphärisches und warmherziges Fantasyabenteuer, das in meinen Augen nicht ganz mit dem vorherigen mithalten kann, von welchem ich aber dennoch begeistert bin. Ich hatte jede Menge Spaß beim Lesen und kann diese Reihe jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!
 
 
 
 


 
Vielen lieben Dank an den von Hacht Verlag für das Rezensionsexemplar!

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