Samstag, 16. April 2022

[Rezension] Sommerwind in der Mähne von Mina Teichert

Hardcover
 
Ab 10 Jahren
256 Seiten
ISBN: 978-3-7641-5233-8
Erschienen: 14.03.2022

Klappentext:

Nach einem tragischen Reitunfall verbringt die 15-jährige Enola den Sommer auf dem Shetlandponyhof ihrer Tante in Schottland. Ihre Eltern hoffen, dass sie dort das Geschehene verarbeiten kann. Doch auch die süßen Shettys schaffen es nicht, sie aus ihren Selbstzweifeln zu holen. Erst als sie das alte Tagebuch eines Jungen namens Georgie findet, der in den 30er Jahren mit seinem Pit-Pony Lucky in den Kohleminen verschüttet wurde, rührt sich wieder etwas in ihr. Denn egal, wie schlimm die Situation auch war, Georgie verlor nie den Mut. Als sich dann auch noch der schneeweiße Shetty-Wallach Pitty und die Nachbarskinder Effi und Finley langsam in Enolas Herz schleichen, schöpft sie wieder neuen Mut.

Quelle: Ueberreuter Verlag

Rezension:

Die Bücher von der Mina Teichert lese ich immer wahnsinnig gerne – vor allem ihre Pferderomane liebe ich sehr. Meine Freude war daher groß als ich hörte, dass dieses Frühjahr ein neuer Pferdeschmöker von ihr erscheinen wird. Das Buch war natürlich ein absolutes Muss für mich!

Die 15-jährige Enola hat einen tragischen Reitunfall hinter sich und hat seitdem nicht nur mit einer schweren Knieverletzung zu kämpfen, sondern auch mit großen Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Ihre Eltern fassen schließlich den Entschluss, ihre Tochter über den Sommer nach Schottland zu ihrer Tante Hillary zu schicken, in der Hoffnung, dass es ihr dort gelingen wird, den Verlust und das Geschehene zu verarbeiten. Doch auch der idyllisch gelegene Shetlandponyhof der Tante, die schottische Landschaft und süßen kleinen Shettys schaffen es nicht, Enola aus ihrer Melancholie herauszuholen. Doch dann stößt sie auf das alte Tagebuch eines Jungen namens Georgie, der in den 30er Jahren gemeinsam mit seinem Pit-Pony Lucky in den Kohleminen verschüttet wurde und der trotz der schlimmen Situation, in der er sich befand, niemals den Mut verloren hat. Die Einträge von Georgie bewegen etwas in Enola. Als sie dann auch noch mit den Nachbarskinder Effie und Finley Freundschaft schließt und viel Zeit mit ihnen verbringt, beginnt sie wieder Hoffnung zu schöpfen. Ob sie in Schottland vielleicht doch noch aus ihrer Trauer herausfinden wird?

Mich hat bisher noch kein Buch von Mina Teichert enttäuschen können. An ihr neues Werk aus dem Ueberreuter Verlag bin ich daher natürlich mit ziemlich hohen Erwartungen herangegangen und um es kurz zu machen: Sie konnten gänzlich erfüllt werden.

Mir hat das Buch genau das beschert, was ich mir erhofft habe: Eine gefühlvolle, mitreißende und sommerliche Geschichte mit Tiefgang, die einen tief berührt, zugleich aber auch bestens unterhält und die so viel mehr ist als nur ein Pferderoman. Natürlich spielen Pferde eine große Rolle – Cover, Titel und Klappentext versprechen da eindeutig nicht zu viel – aber die Story handelt auch noch von vielen anderen tollen und wichtigen Dingen wie Trauer, Schicksalsschläge, Selbstfindung, das Hinauswachsen über sich selbst, Liebe, Freundschaft und Vertrauen. Ich kann das Buch daher auch deutlich weniger pferdeverrückten Leser*innen nur ans Herz legen, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen.

Mich hat die Handlung von den ersten Seiten an in ihren Bann ziehen und begeistern können. Mina Teicherts lockerer und spritziger Schreibstil gefiel mir mal wieder auf Anhieb – für mich hat er sich erneut superangenehm lesen lassen – und von dem Setting war ich ebenfalls sofort ganz angetan. Schottland zählt schon seit langem zu meinen liebsten Schauplätzen in Büchern. Mich hat es daher sehr gefreut, dass uns Mina Teichert dieses Mal dorthin mitnimmt und durchweg mit einer wunderbaren Schottland-Atmosphäre verzaubert.

Auch unsere 15-jährige Protagonistin und Ich-Erzählerin Enola mochte ich vom ersten Moment an. Mit Enola hat die Autorin eine starke und sympathische Hauptfigur erschaffen, die jederzeit völlig authentisch wirkt und der man sich dank der gewählten Erzählform und empathischen Darstellungsweise ihres Seelenlebens beim Lesen extrem nahe fühlt. Auch ich, als Erwachsene, habe mich unheimlich gut in Enola hineinversetzen und ihren Schmerz nur zu deutlich spüren können.

Als Leser*in wird einem gleich zu Beginn klar, dass Enola gerade eine verdammt harte Zeit durchmacht und ihren schlimmen Unfall und Verlust noch längst nicht verarbeitet hat. Ich habe zutiefst mit unserer Protagonistin mitgefühlt und mitgelitten, aber keine Sorge, zu bedrückend wird die Handlung nicht. Mina Teichert ist es in meinen Augen hervorragend gelungen, eine schwere Thematik altersgerecht zu verpacken. Enolas Trauerbewältigung wird mit viel Feingefühl und der genau richtigen Portion Leichtigkeit beschrieben und da uns die Geschichte zudem auch viele lustige und heitere Augenblicke beschert, ist das Buch trotz der schwierigen Themen ein echter Wohlfühlroman. Dennoch muss ich sagen, dass ich mit der Altersangabe ein kleines bisschen hadere. Für manche 10-jährige Leser*innen könnte die Story trotz allem vielleicht dann doch etwas zu ernst und emotional sein und da Enola überdies bereits 15 Jahre alt ist, würde ich persönlich „Sommerwind in der Mähne“ eher ab 12 Jahren empfehlen.

Mit den Nebenfiguren hat mich Mina Teichert ebenfalls komplett überzeugen können. Sie wurden allesamt liebevoll und glaubhaft skizziert und besitzen ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Da hätten wir zum Beispiel Enolas herzensgute Tante Hillary, die ich richtig liebgewonnen habe, und die beiden Geschwister Effie und Finley, mit denen sich unsere Romanheldin innerhalb kurzer Zeit anfreunden wird und die sich sofort in mein Herz geschlichen haben. Vor allem Effie fand ich klasse. Sie ist so herrlich aufgeweckt und witzig drauf, ich habe mich stellenweise köstlich über ihre schräge Art amüsiert.

Bestens unterhalten haben mich auch zwei tierische Charaktere: Tante Hillarys verrückter Kater Dobby und ihr kleiner Shetty-Wallach Pitty. Die zwei sind ebenfalls einfach nur einmalig, ich musste ständig über die beiden schmunzeln. Für das Erschaffen von zauberhaften und unvergesslichen Figuren hat die Mina Teichert zweifellos ein wahres Händchen, mit diesem Aspekt kann sie mich jedes Mal aufs Neue begeistern.

Sehr gut gefallen haben mir auch die vielen berührenden Tagebucheinträge des Jungen Georgie, die uns in die 30er Jahre mitnehmen. Wie die vorherigen Pferderomane der Autorin, so enthält also auch „Sommerwind in der Mähne“ zwei verschiedene Erzählperspektiven, was schriftlich prima gekennzeichnet wurde. Ich mochte diesen Mix aus Gegenwart und Vergangenheit abermals total gerne, sie gestalten das Leseerlebnis nur noch spannender und machen die Pferdebücher von Mina Teichert zu etwas ganz Besonderem.

Für mich kam beim Lesen an keiner Stelle Langeweile auf. Mich hat die Handlung durchgehend packen können, vor allem zum Ende hin habe ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen können, da mich die dramatischen Geschehnisse so sehr gefesselt haben.

Das Ende hat mich ebenfalls zufriedenstellen können. Es ist bewegend und wunderschön und da keine Fragen offenbleiben, gehe ich davon aus, dass es sich auch bei „Sommerwind in der Mähne“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für einen zweiten Teil wäre zwar durchaus vorhanden, aber da bisher alle Ueberreuter-Pferdebücher von Mina Teichert alleinstehende Werke waren, rechne ich auch hier mit keiner Fortsetzung. Aber wer weiß, vielleicht irre ich mich ja auch. Lassen wir uns einfach überraschen.

Fazit: Einfühlsam, tiefgründig, unterhaltsam. Eine wundervolle Geschichte, die bewegt, mitreißt und nicht mehr loslässt.

Die deutsche Autorin Mina Teichert hat mit „Sommerwind in der Mähne“ einen weiteren tollen Roman für Leser*innen ab 10 Jahren geschrieben, in dem so viel mehr steckt als nur eine typische Pferdegeschichte. Das Buch enthält einfach die perfekte Mischung aus Pferde, Sommer und Abenteuer und ist trotz der ernsten Themen eine richtige Wohlfühllektüre mit vielen Schmunzelmomenten. Ich habe großartige Lesestunden mit dem Buch verbracht und vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen!
 
 







Vielen lieben Dank an den Ueberreuter Verlag für das Rezensionsexemplar!

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