Dienstag, 12. April 2022

[Rezension] Violet und Bones - Der lebende Tote von Seven Gates von Sophie Cleverly

Hardcover
 
Übersetzt von Birgit Erdmann
Ab 11 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-95854-186-3
Erschienen: 09.03.2022

Klappentext:

Nichts nervt Violet Veil mehr, als immer brav zu Hause bleiben zu müssen und als Mädchen nicht ernst genommen zu werden. Dabei wäre sie so gerne Lehrling im Bestattungsunternehmen ihres Vaters! Und gar ein guter! Eines Nachts sieht sie einen Jungen auf dem Friedhof herumirren – es ist Oliver, der eben noch mausetot auf dem Leichentisch ihres Vaters lag. Wie das? War es Mord? Die Dreizehnjährige ist wild entschlossen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Zusammen mit ihrem treuen Windhund Bones verfolgt sie mutig jede Spur und landet dabei in den düstersten Ecken Londons.

Quelle: Mixtvision Verlag

Rezension:

Als ich das erste Mal von dem Auftakt der Violet-und-Bones-Reihe hörte, wusste ich sofort, dass ich ihn lesen muss. Spannender Krimi- und Gruselspaß im viktorianischer Zeitalter, Geister, Gräber, eine aufgeweckte junge Detektivin mit tierischem Begleiter? Das ist einfach genau mein Ding! Da mir überdies meine beiden bisherigen Werke von Sophie Cleverly total gut gefallen haben, zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ das Buch bei mir einziehen.

Die 13-jährige Violet Veil hat es nicht leicht. Anders als ihr sechsjähriger Bruder Thomas darf sie keine Schule besuchen, muss immer brav zu Hause bleiben und wird als Mädchen einfach nicht ernst genommen. Wie gerne würde sie eines Tages das Bestattungsunternehmen ihres Vaters übernehmen, aber natürlich ziemt sich auch das nicht für ein junges Mädchen. Doch dann taucht plötzlich der Junge Oliver in ihrem Leben auf und Violet kann endlich allen zeigen, was in ihr steckt. Oliver, den zunächst alle für tot gehalten haben, der aber quicklebendig ist, hat keinerlei Erinnerung daran, was mit ihm geschehen ist. Sollte er ermordet werden? Gibt es vielleicht einen Zusammenhang zu den mysteriösen Todesfällen in der letzten Zeit? Für Violet steht sofort fest, dass sie dem Rätsel auf den Grund gehen muss. Gemeinsam mit Oliver und ihrem treuen Windhund Bones begibt sie sich auf eine spannende Spurensuche...

Von Sophie Cleverly hatte ich vor ein paar Jahren die ersten beiden Bände ihrer „Die Geheimnisse von Rookwood“ - Serie gelesen, aber da die Reihe leider nicht weiter ins Deutsche übertragen wurde, habe ich sie nicht mehr weiterverfolgt. Mal schauen, vielleicht lege ich mir die englischsprachigen Ausgaben irgendwann noch zu.

Bei „Violet und Bones“ hoffe ich nun sehr, dass es anders sein und die komplette Reihe übersetzt werden wird. Der erste Band hat mir einfach so viel Freude bereitet – für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich auch die weiteren Bände unbedingt lesen möchte.

Mich hat die Handlung von der ersten Seite an packen und begeistern können. Von der Kulisse war ich sofort ganz angetan – der Friedhof, neben dem unsere 13-jährige Hauptprotagonistin Violet mit ihrer Familie wohnt, verleiht dem Buch so etwas herrlich Geheimnisvolles und Unheimliches, sodass eine wundervolle Atmosphäre geschaffen wird. Sehr cool fand ich auch diesen leicht mystischen Touch, der dank der besonderen, übernatürlichen Gabe von Violet zustande kommt. Da der Klappentext allerdings nichts darüber preisgibt, werde ich auch hier nicht weiter darauf eingehen. Ich möchte schließlich nicht zu viel verraten.

Violet, aus deren Sicht alles in der Ich-Perspektive geschildert wird, war mir auf Anhieb sympathisch. Sie war so eine Romanheldin, wie ich sie besonders gerne mag: Liebenswert, unerschrocken, pfiffig und gewitzt. Mich persönlich hat Violet ein wenig an Enola Holmes aus der „Enola Holmes“ - Serie von Nancy Springer erinnert. Wie diese, so ist auch Violet äußerst gewieft drauf, besitzt beeindruckend viel Mut, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein und hält überhaupt nichts von dem damaligen Frauenbild. Ich habe Violet sehr für ihre große Willensstärke bewundert und fand es großartig zu sehen, dass sie sich nicht einfach so in die für sie vorgeschriebene Rolle drängen lässt und für ihre Träume und Ziele kämpft. Mit ihr hat die Autorin eine starke weibliche Hauptfigur erschaffen, mit der wir hoffentlich noch viele weitere tolle Abenteuer erleben werden.

Mit den Nebencharakteren hat mich Sophie Cleverly ebenfalls überzeugen können. Sie wurden allesamt glaubhaft ausgearbeitet und besitzen ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Da hätten wir beispielsweise den Jungen Oliver, der auf eine ziemlich ungewöhnliche Weise in das Leben unserer Buchheldin stolpern wird und den ich ebenfalls sofort in mein Herz geschlossen habe. Dann wäre da natürlich noch Bones, ein bemerkenswert cleverer Windhund und Violets treuer tierischer Begleiter. Violet, Oliver und Bones haben mir eindeutig am besten gefallen. Ich habe die Drei nur zu gerne auf ihrer Suche nach dem Mörder begleitet und ganz gebannt und fasziniert verfolgt, was sie alles versuchen werden, um die Unschuld von Violets Vater zu beweisen.

Mich haben die Ermittlungsarbeiten unseres Trios durchweg mitreißen können, allerdings blieben das eifrige Miträsteln und der Aha-Moment am Schluss leider für mich aus. Wir bekommen es nur mit sehr wenigen Verdächtigen zu tun und werden kaum auf falsche Fährten gelockt. Für mich war daher schnell klar, wer der Täter ist, sodass die Auflösung keine große Überraschung für mich war. Tatsächlich hat mich das aber überhaupt nicht gestört. Die Ermittlungen unseres Detektivteams sind trotz der Vorhersehbarkeit überaus fesselnd und spannend. Die Drei haben auf ihrer Suche nach Antworten so einige Herausforderungen und Hürden zu meistern und da sie eine Menge aufregende Dinge dabei erleben, ist man dennoch die ganze Zeit über ordentlich am Mitfiebern. Bei mir zumindest war es so.

Dass ich nicht durchweg im Dunklen getappt bin, fand ich also nicht schlimm – was mir aber dafür nicht ganz so zugesagt hat, ist der Schreibstil. Er ist zwar locker-leicht und humorvoll und hat sich sehr angenehm für mich lesen lassen, aber mir persönlich war die Sprache etwas zu modern. Da das Buch im 19. Jahrhundert spielt, hätte ich eine etwas gehobenere und altmodischere Erzählweise irgendwie passender und besser gefunden. So wie es beispielsweise in der Enola-Holmes-Serie der Fall ist. Der Sprachstil liest sich zwar dann natürlich anspruchsvoller, aber er würde das viktorianische Flair des Settings sehr schön unterstreichen und der Geschichte noch mehr Authentizität verleihen. Dies wäre aber auch mein einziger negativer Kritikpunkt an das Buch.

Mir hat Sophie Cleverly mit dem Start ihrer Violet-und-Bones-Reihe zauberhafte Lesestunden bescheren können. Die Geschichte enthält einfach die perfekte Mischung aus Krimi, Humor, Mystery und Grusel und kann mit so einigen wertvollen Botschaften aufwarten. Zudem wird die Thematik Tod und Sterben sehr einfühlsam behandelt, sodass die Stimmung niemals zu düster oder beklemmend wird. Ganz im Gegenteil sogar, ich habe die Story insgesamt als richtig unterhaltsam empfunden. Ich musste des öfteren sehr schmunzeln – über die Erwähnung einer bestimmten Schule zum Beispiel. Wer die „Die Geheimnisse von Rookwood“ - Serie von Sophie Cleverly kennt, wird dieser nette kleine Gag garantiert ebenfalls sofort auffallen.

Fazit: Spannend, witzig und charmant. Ein toller Reihenauftakt, der große Lust auf mehr macht!

Sophie Cleverly hat mit „Violet und Bones – Der lebende Tote von Seven Gates“ einen gelungenen historischen Jugendkrimi ab 11 Jahren aufs Papier gebracht, den ich jedem Detektivfan, egal ob Jung oder Alt, nur empfehlen kann.
Eine toughe junge Buchheldin, die sich nicht unterkriegen lässt, ein mitreißender Fall, eine wunderbare schaurige Atmosphäre, ein Hauch von Übersinnlichem, ein viktorianisches Setting – all das und noch erwartet euch hier. Mir hat es jede Menge Spaß gemacht, Violet, Oliver und Bones auf ihrem ersten Abenteuer zu begleiten und ich freue mich schon sehr auf ihr nächstes. Von mir gibt es 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
 
 
 
 


 
 
Vielen lieben Dank an den Mixtvision Verlag für das Rezensionsexemplar!

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