Donnerstag, 31. Januar 2019

[Rezension] Als mein Bruder ein Wal wurde von Nina Weger

Hardcover
Ab 10 Jahren
256 Seiten
ISBN: 978-3-7891-0963-8
Erschienen: 21.01.2019

Klappentext:
Manchmal, wenn ich abends im Bett lag, stellte ich mir vor, dass Julius wie ein riesiger Wal durch die Tiefen des Ozeans glitt.“
Darf man über das Leben eines anderen bestimmen? Und woher soll man wissen, was richtig oder falsch ist, wenn man ihn nicht fragen kann? Belas großer Bruder Julius liegt im Wachkoma, die Familie soll eine Entscheidung treffen und steht kurz davor, auseinanderzubrechen. Und jetzt? Belas Freundin Martha würde zum Papst fahren. Der muss schließlich wissen, was in so einem Fall zu tun ist … Heimlich schlachten sie ihre Sparschweine, klauen eine Kreditkarte und begeben sich auf eine abenteuerliche Reise nach Rom, um eine Antwort zu finden und Belas Familie zu retten.
Einfühlsam und einzigartig – ein wunderbares Buch über das Leben.



Rezension:

Die Bücher von Nina Weger lese ich unheimlich gerne. Als mir auf der Frankfurter Buchmesse das neue Programm vom Oetinger Verlag vorgestellt wurde und ich sah, dass dieses Jahr ein neues Kinderbuch von ihr erscheinen wird, wusste ich sofort, dass ich es unbedingt lesen muss. Ich war schon so gespannt, was mich in „Als mein Bruder ein Wal wurde“ erwarten würde.

Ein furchtbarer Unfall soll das Leben von Bela und seiner Familie auf einen Schlag verändern. Belas großer Bruder, von allen geliebt und im allen stets der Beste, überlebt den Unfall, fällt aber in ein Wachkoma. Ab da wird alles anders. Von nun an wird die Zeit in „vor Julius Unfall“ und „nach Julius Unfall“ gerechnet. Eine Therapie folgt der nächsten, aber der Zustand von Julius verschlechtert sich immer mehr. Schließlich muss Belas Familie eine Entscheidung treffen: Soll Julius weiterleben? Was ist nur richtig und was ist falsch? Was würde Julius wollen? Zusammen mit seiner Freundin Martha macht sich Bela auf dem Weg zum Papst. Der Papst muss einfach wissen, was in so einem schwierigen Fall zu tun ist. Die beiden Kinder hauen also heimlich ab und begeben sich auf eine abenteuerliche Reise nach Rom. Ob sie eine Antwort auf ihre große Frage finden werden? Werden sie Belas Familie retten können?

Was für ein wundervolles, berührendes und zauberhaft schönes Kinderbuch! Meine Erwartungen wurden hier komplett erfüllt, ich bin richtig begeistert von dem neuen Werk von Nina Weger. Einmal angefangen mit dem Lesen, habe ich das Buch nahezu in einem Rutsch durchgelesen. Es liest sich echt toll. Kinder ab 10 Jahren sollten hier keine Probleme mit dem Selberlesen haben. Allerdings rate ich hier doch sehr, dass jüngere Leser das Buch lieber nicht alleine lesen sollten, da es doch sehr traurig und ernst ist und bei Kindern für jede Menge Redebedarf sorgen wird.

Mich hat die Geschichte, die hier erzählt wird, zutiefst berührt und nachdenklich gestimmt. Das Buch behandelt auf eine sehr einfühlsame, tiefgründige und kindgerechte Weise viele wichtige und schwierige Fragen: Wie ergeht es Menschen, die im Wachkoma liegen? Und deren Familien? Was genau bedeutet eigentlich sterben? Dürfen wir für andere Menschen die Entscheidung treffen, ob sie weiterleben dürfen oder besser sterben sollten, wenn sie todkrank sind? Wenn man sich für den Tod entscheidet, macht man sich dadurch nicht irgendwie zu einem Mörder? Was ist richtig und was ist falsch?

Alles keine leichte Fragen, gerade für ein Buch dieser Altersklasse. Ich finde es aber gut und ungemein wichtig, dass solche Themen auch in Kinderbüchern verarbeitet werden. Der Tod und schlimme Schicksalsschläge gehören eben einfach zum Leben dazu. Viele mögen das Glück haben, von letzterem verschont zu bleiben, aber um den Tod kommt niemand drum herum.

Bela, seine Eltern und sein großer Bruder Julius waren eine ganz normale glückliche Familie. Da die Eltern Bestatter sind, gehörte der Tod zwar irgendwie schon immer mit zum Familienleben dazu, aber wirklich selbst betroffen zu sein ist natürlich etwas ganz anderes. Ein schrecklicher Unfall soll das Leben von Bela und seiner Familie komplett verändern. Ihr geliebter, immer fröhlicher Julius liegt plötzlich in einem Wachkoma. Wie die Familie damit umgeht und was sie dabei fühlt wird so traurig und bewegend beschrieben. Ich musste da beim Lesen mehrmals schwer schlucken und habe so mit Bela und seinen Eltern mitgefühlt. Echt schlimm, was ein einziger Vorfall doch für schreckliche Auswirkungen auf das weitere Leben haben kann.

Je länger das Wachkoma von Julius andauert, desto mehr zerbricht die Familie und desto kleiner wird die Hoffnung, dass alles wieder gut werden wird. Irgendwann ist schließlich der Punkt erreicht, dass über Julius Weiterleben entschieden werden muss.

Bela möchte wissen, welcher Weg der richtige ist. Von seiner neuen Freundin Martha erfährt er, dass nur der Papst in so einem Fall weiß, was richtig und was falsch ist. Er vertritt schließlich den Gott auf unserer Erde, er muss es also wissen.
Bela und Martha hauen von zu Hause und machen sich auf nach Rom, zum Papst. Ganz alleine, mit ein bisschen Bargeld und einer gestohlenen Kreditkarte, begeben sich die beiden auf eine abenteuerliche Reise. Deutschland, Österreich – der Weg ist alles andere als einfach, aber Bela und Martha denken in keiner einzigen Sekunde ans Aufgeben.

Wie bereits die Beschreibungen von Julius Wachkoma, so haben mich auch die von der Reise sehr berührt. Bela und Martha habe ich sofort ganz fest in mein Herz geschlossen. Ich habe sie so sehr dafür bewundert, dass sie sich tatsächlich trauen, ganz alleine die weite Fahrt zum Papst auf sich zu nehmen. Während ihres gemeinsames Abenteuers lernen sich die beiden Kinder immer besser kennen und Bela erfährt, dass auch Martha schon auf eine sehr schlimme Weise mit dem Tod konfrontiert wurde.
Für sie hat diese Reise also ebenfalls eine große Bedeutung. Auch ihre Sichtweise wird sich ändern, wie die von Bela. Die beiden werden lernen, dass das Leben trotz schwerer Schicksalsschläge weitergehen kann und ein gutes Leben sein kann. Man darf nur nie den Mut und den Glauben daran verlieren. 

Für mich zählt „Als mein Bruder ein Wal wurde“ auf jeden Fall zu den besten Büchern von Nina Weger. Ich glaube, es ist sogar nun mein neues Lieblingsbuch von ihr. Ganz besonders gerne mochte ich den Vergleich mit dem Wal. In Belas Vorstellung ist Julius wie ein Wal, der durch die Tiefen des Ozeans gleitet, ganz weit unten und ganz allein. Dieser Gedanke hat für Bela etwas Tröstliches und er hilft ihm dabei zu verstehen, wie es seinem großem Bruder im Wachkoma ergeht.
Nina Weger ist es einfach großartig gelungen, ein schwieriges Thema wunderbar einfühlsam und herzerwärmend schön zu behandeln.
Ich hoffe nun sehr, dass ganz viele Bela und Martha auf ihrer Reise begleiten werden. Ich kann das Buch jedem, egal ober Jung und Alt, wirklich nur ans Herz legen.

Fazit: Tiefgründig, traurig, herzerwärmend schön! Mit „Als mein Bruder ein Wal wurde“ ist Nina Weger ein ganz besonderes Kinderbuch gelungen, welches mich zutiefst berührt und nachdenklich gestimmt hat. Ich habe Bela und Martha liebend gerne auf ihrer abenteuerlichen Reise nach Rom begleitet und ich hoffe sehr, dass das noch viele weitere Leser tun werden, egal ob Groß oder Klein. „Als mein Bruder ein Wal wurde“ setzt sich sehr einfühlsam mit den Themen Tod und Sterben auseinander, es ist ein Buch über das Leben, es schenkt einem Mut und Hoffnung und es bringt einem, trotz der ernsten Thematik, auch öfters mal zum Schmunzeln. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Oetinger Verlag, der mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
 

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