Sonntag, 4. Juli 2021

[Rezension] Das Geheimnis der Sternenuhr von Francesca Gibbons

Hardcover
 
Übersetzt von Sabine Schulte
Ab 10 Jahren
400 Seiten
ISBN: 9783748800590
Erschienen: 20.04.2021

Klappentext:

Imogen und ihre nervige kleine Schwester Marie folgen einer Silbermotte in einen verborgenen Garten. Die Motte führt sie zu einer Tür in einem großen, alten Baum. Dahinter verbirgt sich eine Welt wie aus dem Märchen. Ein Königreich, das von düsteren Kreaturen bedroht wird, die nachts ihr Unwesen treiben, wenn sich die Menschen in ihren Häusern verbarrikadiert haben. Hier müssen die beiden Schwestern zusammenhalten, um den verwöhnten Prinzen Miro und mit ihm eine ganze Welt vor dem Untergang zu retten. Dabei wollen sie eigentlich nur eines: zurück nach Hause. Zum Glück helfen ihnen ein Tanzbär, eine mutige Jägerin … und die geheime Sternenuhr.

Quelle: Dragonfly Verlag

Rezension:

Bei einem Blick in das diesjährige Frühjahrsprogramm des Dragonfly Verlags, ist mir „Das Geheimnis der Sternenuhr“ sofort ins Auge gesprungen. Von dem tollen Cover habe ich auf den ersten Blick wie magisch angezogen gefühlt und da mich auch der Klappentext direkt ansprach, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte.

Als bei der 11-jährige Imogen mal wieder die Sicherungen durchbrennen und sie wutentbrannt in den Park stürmt, ahnt sie zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass dies der Beginn eines unglaubliches Abenteuer sein wird. Sie trifft auf einen merkwürdigen Falter, der sie zu einer verborgenen Tür in einem Baum führt. Als sie durch sie hindurch tritt, landet sie einer Welt wie aus dem Märchen. Sie hat die Reise jedoch nicht alleine angetreten: Ihre kleine Schwester Marie ist ihr heimlich gefolgt. Als sich die Tür krachend hinter den beiden Mädchen schließt, müssen sie wohl oder über vorerst in diesem fremden Reich bleiben. Eine unvergessliche Zeit erwartet die Schwestern voller gruseliger Kreaturen, Geheimnisse und Wunder. Sie werden auf den verwöhnten Prinzen Miroslaw treffen, auf einen Tanzbären, eine mutige Jägerin und noch zahlreiche erstaunliche Gestalten mehr. Viele von ihnen sind allerdings nicht freundlich gesinnt und verfolgen böse Absichten...Ob es Imogen und Marie wohl noch gelingen wird, nach Hause zurückkehren?

Bevor ich mit dem Lesen begann, hatte ich dem Buch noch einmal schnell auf Lovelybooks einen kurzen Besuch abgestattet und dabei erstaunt festgestellt, dass die Bewertungen insgesamt nicht allzu positiv sind. Meine große Vorfreude auf „Das Geheimnis der Sternenuhr“ erhielt unweigerlich einen kleinen Dämpfer, muss ich gestehen. Zugleich steigerte sich aber auch meine Neugierde. Wie wird wohl mir die Geschichte gefallen? Werde ich ebenfalls, wie so manch andere, enttäuscht von ihr sein?

Um es kurz zu machen: Nein, zum Glück nicht! Also ich kann mich den negativen Meinungen nicht anschließen. Für die volle Sternenzahl hat es zwar letztendlich auch mir nicht gereicht, aber insgesamt bin ich begeistert von dem Buch. Francesca Gibbons hat mit ihrem Debüt ein wunderbar märchenhaftes Fantasyabenteuer aufs Papier gebracht, mit welchem sie mir zauberhafte Lesestunden bereiten konnte.

Da es ein paar Kleinigkeiten gab, die mir nicht ganz so zugesagt haben, komme ich als nächstes Mal einfach mal zu meinen negativen Kritikpunkten.

Zuerst muss ich sagen, dass ich die Wahl des Titel nicht ganz so gelungen finde. Eine Sternenuhr spielt in dem Buch zwar eine Rolle (wenn auch eine recht kleine), aber was deren Geheimnis ist, erfahren wir leider nicht so wirklich. Vielleicht habe ich auch etwas nicht gecheckt oder überlesen, allerdings denke ich nicht, dass dies der Fall ist. Also ich persönlich hätte einen anderen Titel etwas besser gefunden.
Äußerst schade fand ich auch, dass ich zu unserer Hauptprotagonistin Imogen keine richtige Bindung aufbauen konnte. Irgendwie hatte sie etwas an sich, was mich gestört hat, mit ihr bin ich leider bis zum Schluss nicht komplett warmgeworden.
Mein letzter Punkt bezieht sich auf die Altersempfehlung, die vonseiten des Verlags bei ab 10 Jahren liegt. Dem kann ich mich nur bedingt anschließen. Ich habe die Handlung als sehr düster und stellenweise auch recht brutal empfunden, daher würde ich „Das Geheimnis der Sternenuhr“ ab 12 Jahren empfehlen. Da aber natürlich jedes Kind anders ist, muss man das wohl einfach individuell entscheiden.

Mir, als Erwachsene, hat diese dunkle und unheilschwangere Stimmung der Geschichte total gut gefallen. Dank der phantastischen, mystischen Welt, in die uns die Autorin mitnimmt, gewinnt die Erzählung etwas richtig Märchenhaftes, was mich, als große Märchenliebhaberin, überaus gefreut hat. Also ich bin kulissenmäßig definitiv vollauf auf meine Kosten gekommen. Eine große finstere Burg, ein bedrohlicher Wald – fand ich echt klasse und da alles sehr bildhaft und atmosphärisch beschrieben wird, habe ich mir von sämtlichen Schauplätzen ein ganz genaues Bild machen können. Ein wenig schade fand ich nur, dass es keine Landkarte vom Setting im Buch gibt. Eine Karte hätte ich irgendwie ziemlich cool gefunden. Aber wie gesagt, ich habe mich auch ohne eine grafische Darstellung problemlos in Francesca Gibbons‘ Fantasywelt zurechtfinden können.

Was ich ebenfalls großartig fand: Die herrlich kurzen Kapitel. Das Leseerlebnis wird durch die teils wirklich extrem kurzen Kapitel ein super angenehmes – man fliegt nur so durch die Seiten. Für mich kam noch hinzu, dass sich der Schreibstil hervorragend hat lesen lassen. In einigen Rezensionen habe ich gelesen, dass sie ihn als nüchtern empfunden haben. Diese Ansicht teile ich nicht. Mir hat der Erzählstil sehr gut gefallen, er ist flüssig, bildlich und mitreißend.

Auch die ständigen Sichtwechsel konnten bei mir punkten. Wer meinen Lesegeschmack ein bisschen näher kennt, wird wissen, dass ich total auf wechselnde Erzählperspektiven in Büchern stehe. Das Ganze wird dadurch einfach immer so schön abwechslungsreich gestaltet. So auch hier. Die Wahl, die Erzählung aus den Blickwinkeln von mehreren Figuren schildern zu lassen (stets in der dritten Person) und dies mit Schauplatzwechseln zu verbinden, finde ich rundum gelungen.

Bezüglich der Charaktere habe ich euch ja bereits berichtet, dass ich mit Imogen so meine Probleme hatte. Ansonsten haben mir die zahlreichen unterschiedlichen Figuren aber ausgesprochen gut gefallen. Alle haben sie so ihre Ecken und Kanten und sind teils recht eigenwillig. Da hätten wir beispielsweise Marie, die für ihr Alter beeindruckend mutig, gescheit und besonnen ist; den Prinzen Miroslaw, den ich anfangs nicht so gerne mochte, was sich mit der Zeit aber noch geändert hat; eine tapfere und äußerst toughe Jägerin, die den drei Kindern bei ihrem Abenteuer eine große Hilfe sein wird; ein unsympathischer König, der nur ans sich denkt; eine noch viel unsympathischere böse Frau, die Schneewittchens Stiefmutter alle Ehre macht und dann treiben auch so einige schaurige Monster und andere magische Kreaturen ihr Unwesen in dem Buch.

Für mich kam beim Lesen an keiner Stelle Langeweile auf. Die Handlung hat mich von Beginn an in ihren Bann ziehen und durchgehend an die Seiten fesseln können. Sie kann mit lauter abenteuerlichen Szenen und Überraschungen aufwarten, sie ist geheimnisvoll, stellenweise recht schaurig und grausam und auch wichtige Themen und Werte wie Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und dem Hinauswachsen über sich selbst sind Teil der Geschichte.

Das Ende hat mich im ersten Moment etwas unzufrieden zurückgelassen, da so einige Fragen offen bleiben. Als ich dann aber gesehen habe, dass im Englischen dieses Jahr im Oktober eine Fortsetzung erscheinen wird und es sich bei „Das Geheimnis der Sternenuhr“ somit um einen Reihenauftakt handelt, konnte ich mich mit dem Schluss doch schnell anfreunden. Auf den zweiten Band bin ich nun äußerst gespannt. Für mich steht auf jeden Fall fest, dass ich die Serie weiterverfolgen werde.

Fazit: Ein spannendes Abenteuer voller Magie, Atmosphäre und Geheimnisse!

Francesca Gibbons ist mit „Das Geheimnis der Sternenuhr“ ein gelungener Debütroman geglückt, welchen ich jeden, der gerne märchenhafte Fantasygeschichten liest, nur wärmstens empfehlen kann. Mir hat das Buch eine tolle Lesezeit beschert. Die packende Handlung hat mich durchweg mitfiebern lassen und von der düsteren und magischen Welt, die die Autorin erschaffen hat, war ich sofort ganz angetan. Auf den zweiten Band freue ich mich schon sehr! Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!
 
 
 
 




 
Vielen lieben Dank an den Dragonfly Verlag für das Rezensionsexemplar!

 


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