Samstag, 12. Juni 2021

[Rezension] Das Glück wartet nur bis um vier von Kate O'Shaughnessy

Hardcover
 
Übersetzt von Barbara Lehnerer
Ab 10 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-423-76320-2
Erschienen: 21.05.2021

Klappentext:

Die elfjährige Maybelle Lane sammelt Geräusche: das Quietschen ihrer Wohnwagentür, das Gitarrenspiel ihrer Mutter, das Klickern von Eiswürfeln … Das wertvollste Stück ihrer Sammlung ist aber das warme Lachen ihres Vaters auf einer alten Anrufbeantworternachricht. Dieses Lachen ist das Einzige, was sie von ihm hat. Doch eines Tages hört sie genau dieses Lachen im Radio: Ihr Vater hat eine eigene Musiksendung. Und als er dort einen Song-Contest ankündigt, bei dem er Teil der Jury ist, meldet Maybelle sich unverzüglich an. Doch zu dem Wettbewerb ist es ein weiter Weg – und dazu braucht sie die Hilfe einiger Menschen, von denen Maybelle nie geahnt hätte, dass sie Freunde werden können …

Quelle: dtv

Rezension:

Als ich das erste Mal von „Das Glück wartet nur bis um vier“ hörte, stand für mich sofort fest, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang einfach so gut und bei dem wunderhübschen Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick. Ich zögerte daher wirklich keine Sekunde lang und ließ das Erstlingswerk von Kate O’Shaughnessy nur zu gerne bei mir einziehen.

Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass alles einen Klang hat – man muss nur genau hinhören. So wie die 11-jährige Maybelle Lane. Maybelle sammelt Geräusche. Mit ihrem Aufnahmegerät nimmt sie alle Klänge auf, die ihr bedeutend erscheinen. Das wertvollste und für sie wichtigste Stück ihrer Sammlung ist jedoch kein Geräusch, das sie selbst aufgenommen hat: Eine alte Aufzeichnung von dem Lachen ihres Vaters, die von einer Anrufbeantworternachricht stammt. Dieses Lachen ist das Einzige, was sie von ihrem Vater hat und über ihn weiß. Doch dann hört sie eines Tages genau dieses Lachen – sein Lachen – aus dem Autoradio. Ihr Vater ist Radiomoderator und besitzt eine eigene Musiksendung. Heimlich, ohne das Wissen ihrer Momma, hört sich Maybelle fortan jede Folge seiner Show an. Als ihr Vater ankündigt, dass er Teil der Jury eines Gesangswettbewerbs in Nashville sein wird, meldet sich Maybelle sofort an. Sie möchte ihren Vater endlich treffen und kennenlernen. Nashville liegt aber viele Meilen von ihrem Zuhause entfernt – wie soll sie es nur dorthin schaffen? Zum Glück ist Maybelle nicht auf sich alleine gestellt. Sie bekommt unerwartet Hilfe und zwar von Menschen, mit deren Unterstützung sie niemals gerechnet hätte: Der fiese Junge Tommy, der in Wahrheit gar nicht fies ist, und ihre strenge Nachbarin Mrs Boggs, die viel freundlicher ist als gedacht. In dem Wohnwagen von Mrs Boggs treten sie den weiten Weg nach Tennessee an. Eine abenteuerliche Reise beginnt...

Das Glück wartet nur bis um vier“ war mal wieder so ein Buch, bei welchem ich schon nach wenigen Seiten wusste, dass ich mal wieder einen absoluten Glückstreffer gelandet habe und einen echten Kinderbuchschatz in Händen halte. Und wisst ihr was? Ich habe damit goldrichtig gelegen! Kate O’Shaughnessy hat mich mit ihrem Debüt auf ganzer Linie überzeugen und ein Leseerlebnis bescheren können, an das ich mich ganz bestimmt noch sehr lange erinnern werde.

Kate O’Shaughnessy ist mit „Das Glück wartet nur bis um vier“ ein ganz besonderer Kinderroman ab 10 Jahren geglückt, in welchem sie uns Leser*innen auf einen unvergesslichen Roadtrip durch die Südstaaten der USA mitnimmt. Solltet ihr gerne Erzählungen im Stil von Kate DiCamillo lesen, kann ich euch nur nahelegen, die 11-jährige Maybelle auf ihrer Reise zu ihrem Vater zu begleiten. Mich persönlich hat „Das Glück wartet nur bis um vier“ sehr an die Werke von Kate Dicamillo erinnert. Wie diese, so erzählt auch das Debüt von Kate O’Shaughnessy eine Geschichte voller Herz, Tiefe, Authentizität und Wärme und vermittelt wichtige Werte wie Freundschaft, Familie, Mut, Zusammenhalt, Selbstfindung, Hilfsbereitschaft und das Hinauswachsen über sich selbst.

Auch ernstere Themen werden angesprochen wie Einsamkeit, Misshandlung und Enttäuschung und auf eine sehr sanfte und feinfühlige Weise behandelt. Die Erzählung steckt voller bedeutsamer Botschaften und Weisheiten, sie regt zum Nachdenken an und ist herzzerreißend und lustig zugleich.

Erzählt wird alles aus der Sicht der 11-jährigen Maybelle in der Ich-Perspektive. Dass wir es bei Maybelle mit einer außergewöhnlichen Buchheldin zu tun bekommen werden, war mir bereits beim Durchlesen des Klappentextes klar. Er verspricht auch eindeutig nicht zu viel: Die Autorin hat mit Maybelle eine ganz besondere Protagonistin erschaffen, die man als Leser*in sofort ins Herz schließen muss. Maybelle ist liebenswert, neugierig und klug und beobachtet ihre Umwelt stets ganz genau. Sie ist erstaunlich weit für ihr Alter und trägt eine Stärke in sich, für die man sie nur bewundern kann. Ich mochte unsere Ich-Erzählerin wirklich auf Anhieb unglaublich gerne und in die authentische Art und Weise, wie sie uns ihre Geschichte erzählt, habe ich mich augenblicklich verliebt.

Die weiteren Charaktere fand ich ebenfalls großartig. Da hätten wir zum einen Maybelles wundervolle Momma, die zwei Jobs hat und ihre Tochter über alles liebt. Und die verwitwete Nachbarin Mrs Boggs, die wohl das ist, was man als harte Schale, weicher Kern bezeichnet. Mrs Boggs wirkt auf den ersten Blick ziemlich streng und resolut, sie ist aber eine herzensgute und ganz tolle Frau. Ich fand Mrs Boggs einfach nur klasse.

Dann wäre da natürlich noch Tommy, der immer mit den gemeinen Jungs abhängt, der selbst aber ein total lieber und witziger Kerl ist. Ich habe Tommy unheimlich liebgewonnen. Ich musste ständig über ihn schmunzeln, habe stellenweise aber auch sehr mit ihm mitgelitten.
Mit wem ich ebenfalls ein unendliches Mitleid hatte, ist Pickle, ein kleiner Hund, der im Verlauf der Geschichte noch zu unserer Reisetruppe stoßen wird. Da er im Klappentext aber nicht erwähnt wird und ich auf gar keinen Fall zu viel verraten möchte, werde ich euch über Dackel Pickle hier nichts weiter erzählen.

Wovon ich euch aber unbedingt noch berichten möchte, ist die Reise. Ich liebe Roadtrip-Stories, mich hat es daher tierisch gefreut, dass uns Kate O’Shaughnessy in ihrem Roman auf einen mitnimmt. Genial fand ich auch, dass die Fahrt durch die US-Südstaaten geht. Dieses Setting mochte ich schon immer wahnsinnig gerne, ich liebe einfach die Südstaaten-Atmosphäre. Da die Autorin sämtliche Schauplätze sehr bildlich und stimmungsvoll beschreibt, bin ich kulissenmäßig auch definitiv ganz auf meine Kosten gekommen. Es kommt zudem ein herrliches Sommerfeeling auf – für den Sommer kann ich „Das Glück wartet nur bis um vier“ daher ganz besonders empfehlen.

Mein Lesevergnügen war leider viel zu schnell wieder vorbei. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und musste mich eher als mir lieb war von Maybelle und Co. wieder verabschieden. Über ein Wiedersehen mit ihnen würde ich mich sehr freuen. Ich persönlich gehe zwar davon aus, dass es sich bei dem Titel um einen Einzelband handelt, aber wer weiß, vielleicht (hoffentlich!) irre ich mich ja. Potenzial für eine Fortsetzung wäre zweifellos vorhanden.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Ende: Mich konnte es vollkommen zufriedenstellen. Es ist zwar ein bisschen traurig, zugleich aber auch herzerwärmend schön. Mir hat es echt gut gefallen, ich habe das Buch mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen wieder zuklappen können.

Fazit: Ein wunderbarer Roman voller Warmherzigkeit, der einen tief berührt, durchweg mitreißt und lange im Gedächtnis bleibt.

Kate O’Shaughnessy ist mit ihrem Debüt ein ganz zauberhaftes Kinderbuch gelungen, welches ich jedem, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen kann. Mich hat die Geschichte auf einen emotionalen Roadtrip der Gefühle mitgenommen. Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt und mitgelitten, ich habe geschmunzelt und mich mit gefreut und einfach eine wunderschöne (und leider viel zu kurze) Zeit mit den einzigartigen Charakteren verbracht. Von mir gibt es nur zu gerne 5 von 5 Sternen!
 
 
 





 
 
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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