Klappentext:
Dezember weiß alles über Vögel, aber auch darüber, wie man aus Pflegefamilien fliegt. Seit ihre Mutter sie verlassen hat, ist sie schon so oft umgezogen, dass sie aufgehört hat, die Familien zu zählen. Und immer musste sie dabei ihr Geheimnis wahren: Auf dem Rücken, zwischen den Schulterblättern, hat sie eine Narbe, unter der ihre Flügel versteckt sind. Sie wartet auf den Tag, an dem sie zum Vogel wird, sie ihre Flügel ausbreiten kann, um davonzufliegen – nach Hause. Denn sie ist das »Bird Girl«, das starke und unverwundbare Vogelmädchen.Quelle: cbj Verlag
Rezension:
Bei „Bird Girl – Wie mein Glück fliegen lernte“ wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Von dem hübschen Cover habe ich auf den ersten Blick wie magisch angezogen gefühlt und der Klappentext klang nach einer Geschichte ganz nach meinem Geschmack. Von Sandy Stark-McGinnis hatte ich bisher noch nichts gelesen. „Bird Girl“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.
Die 11-jährige Dezember liebt Vögel. Sie weiß einfach alles über sie und ist überzeugt davon, dass sie bald selbst zu einem Vogel wird. Sehnsüchtig wartet sie auf den Tag, an dem ihre Flügel aus ihrer Narbe zwischen ihren Schulterblättern hervorkommen und sich ausbreiten werden. Bis dahin muss sie ihre Narbe auf ihrem Rücken aber geheim halten. Und ihre Biografie „Bird Girl“, die sie immer bei sich trägt, darf niemand außer ihr lesen. Gar nicht so leicht das Ganze, wenn man ständig von einer Pflegefamilie in die nächste wandert. Dezember wurde vor einigen Jahren von ihrer Mutter verlassen und ist seitdem schon so oft ungezogen, dass sie schon längst damit aufgehört hat mitzuzählen. Ein richtiges Zuhause, Menschen, bei denen sie sich sicher und geborgen fühlen kann, Freunde – all das hat Dezember schon lange nicht mehr. Aber dann kommt sie zu Eleanor. Eleanor, die in einer Wildtier-Auffangstation arbeitet und die so ganz anders ist als ihre bisherigen Pflegeeltern. Eleanor teilt ihre Liebe für Vögel und scheint die Eigenarten ihres neuen Pflegekindes zu akzeptieren. Sie ist freundlich und verständnisvoll und übergibt Dezember sogar die Verantwortung für einen verletzten Rotschwanzbussard namens Henrietta. Dezember bleibt trotz allem zunächst misstrauisch. Mit der Zeit schöpft sie aber doch Hoffnung und gewinnt zunehmend Vertrauen. Hat sie vielleicht doch endlich einen Ort gefunden, an den sie gehört und den sie nicht mehr verlassen muss?
Als ich mir damals das erste Mal den Klappentext durchlas, war ich mir vollkommen sicher, dass zwischen den Buchdeckeln von „Bird Girl“ eine sehr bewegende und tiefsinnige Geschichte über eine außergewöhnliche Protagonistin schlummert. Da ich solche Erzählungen unglaublich gerne lese, habe fest damit gerechnet, dass mir Sandy Stark-McGinnis mit ihrem Kinderbuchdebüt großartige Lesestunden bereiten wird. Und wisst ihr was? Ich habe mit beiden Vermutungen goldrichtig gelegen! Die US-amerikanische Autorin Sandy Stark-McGinnis hat mit „Bird Girl“ einen ganz besonderen Kinderroman ab 10 Jahren geschrieben, der voller Tiefe, Herz und Poesie steckt, wunderschön geschrieben ist und auf eine überaus feinfühlige Weise wichtige und teils sehr ernste Themen behandelt wie das Verlassen werden und Enttäuschung, das Zurückgewinnen von Vertrauen, Selbstakzeptanz, Mobbing, Transgender und Freundschaft.
Erzählt wird alles aus der Sicht der 11-jährigen Dezember in der Ich-Perspektive. Mit ihr hat die Autorin zweifellos eine sehr ungewöhnliche, aber auch ganz zauberhafte Romanheldin erschaffen. Dezember ist einzigartig, nachdenklich, sympathisch und klug – in mein Herz hat sie sich sofort geschlichen. Ich fand Dezember einfach nur wundervoll, allerdings muss ich gestehen, dass ich ihre Art zunächst recht wunderlich fand. Dezember ist der festen Überzeugung, dass sie in Wahrheit ein Vogel ist und wartet nur auf den Tag, an dem ihre Flügel endlich aus ihrer Narbe zwischen ihren Schulterblättern hervorkommen werden. Um ihrer Verwandlung ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, klettert Dezember immerzu auf hohe Bäume und springt von ihnen herunter – sie ist schließlich ein Vogel, sie wird nicht fallen, sondern fliegen. Zudem ernährt sie sich fast nur noch von Samen und Körnern.
Im Verlauf der Geschichte erfahren wir nach und nach ein wenig mehr über Dezembers Vergangenheit und es ergibt sich ein immer klareres Bild, sodass man zunehmend besser versteht, warum Dezember so ist. Es muss allerdings dazu gesagt sein, dass ihre Vorgeschichte trotz allem etwas uneindeutig bleibt. Über ihre Mutter beispielsweise, erfahren wir so gut wie gar nichts. Da ich persönlich aber finde, dass diese Unklarheiten absolut passend für die Handlung sind, hat mich dieser Aspekt nicht gestört. Ich finde das Buch in all seiner Einzigartigkeit einfach nur bezaubernd. Mich hat die Geschichte zutiefst bewegt und öfters sehr mitleiden lassen. Zu sehen mit wie viel Ablehnung und Misstrauen Dezember auf andere Menschen reagiert, hat mich richtig traurig gemacht. Unsere Protagonistin wird sich aber bewundernswert weiterentwickeln, sie wird lernen wieder Vertrauen zu anderen zu fassen und sich selbst zu akzeptieren. Sehr dabei helfen werden ihr ihre neue Pflegemutter Eleanor sowie Cheryllynn, ihre neue Klassenkameradin, die ebenfalls eine ganz besondere und starke Figur ist.
Neben Dezember haben mir auch die Nebenfiguren total gut gefallen. Eleanor fand ich einfach nur klasse, sie ist so eine herzensgute, geduldige und tolle Frau – ich habe sie wahnsinnig liebgewonnen.
Fazit: Zart, poetisch, ergreifend. Ein außergewöhnliches Buch über ein ganz besonderes Mädchen, das über sich selbst hinauswachsen wird.
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