Hardcover
Ab
14 Jahren
240
Seiten
ISBN:
978-3-551-58416-8
Erschienen:
02.07.2020
Klappentext:
Was
tun, wenn der beste Freund Selbstmord begeht? Ein Buch, das tröstet
und Mut macht! Ein schwieriges Thema, sensibel beschrieben.
Therese
liebt die kleine Stadt auf der Insel am Ende der Welt. Sie liebt
Tante Kath, von der sie Tiger genannt wird, ihre Freunde, die sie
Resey rufen, und vor allem ihren besten Freund Wally, für den sie
nur Champ ist, und der sie endlich, endlich geküsst hat. Doch dann
geschieht das Undenkbare. Der strahlende Wally, die nächste große
Football-Hoffnung der Schule, nimmt sich das Leben und Thereses Welt
fällt in sich zusammen. Sie versucht alles, um nicht selbst zu
fallen. Zum Glück gibt es Tante Kath und ihre Freunde, die Therese
auffangen und ihr helfen weiterzuleben.
Quelle:
Carlsen Verlag
Rezension:
Als
ich das erste Mal von „Girl running, Boy falling“ hörte, war ich
sofort Feuer und Flamme. Das originelle Cover gefiel mir auf den
ersten Blick mega gut und auch der Klappentext konnte mich umgehend
überzeugen. Jugendbücher, die schwierige und ernsthafte Themen
behandeln, fallen absolut in mein Beuteschema. Von der australischen
Autorin Kate Gordon hatte ich bisher noch kein Buch gelesen. „Girl
running, Boy falling“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.
Die
16-jährige Therese besteht aus vielen verschieden Einzelteilen. Sie
ist das Mädchen, das zur Schule geht; das Mädchen, das bei
Woolworth arbeitet und das
Mädchen, das die Hauptrolle in einem Musical spielt. Sie ist das
Mädchen, das gerne Gedichte liest, gut backen kann und in der Mensa
aushilft. Sie ist eine Tochter, Enkeltochter, Freundin und Nichte.
Sie ist für viele Menschen etwas Verschiedenes und hört auf
unterschiedliche Namen. Ihre Tante Kath nennt sie Tiger, ihre Freunde
rufen sie Resey und für ihren allerbesten Freund Wally ist sie
Champ. Wally ist für Therese aber mehr als nur ein guter Freund. Er
ist seit langem ihre große Liebe und als er sie endlich eines Tages
küsst, ist sie der festen Überzeugung, dass ihr großer Traum
endlich wahr werden wird. Doch dann
erhängt sich Wally. Wally, der immer so gestrahlt hat, hat sich das
Leben genommen. Für Therese bricht eine Welt zusammen. Zum Glück
hat sie ihre Tante und ihre Freunde an ihrer Seite, die ihr nun dabei
helfen, nicht selbst zu fallen und weiterzuleben.
Bücher,
die die schweren Themen Suizid, Verlust und Trauerbewältigung
behandeln, sind definitiv keine leichte Kost und zweifellos nicht
jedermanns Sache. Ich halte solche Bücher aber für sehr
wichtig und finde, dass man
unbedingt zu ihnen greifen sollte, wenn man meint, dass man mit der
Thematik umgehen kann. Ich habe nun schon so einige Jugendromane
gelesen, die sich damit befassen und war von den meisten
hellauf begeistert. Auch „Girl
running, Boy falling“ hat mir ein tolles Leseerlebnis beschert.
Ehe
ich euch berichte, warum mir das Buch so gut gefallen hat, möchte
ich noch schnell eine Sache loswerden. Nun, nachdem ich „Girl
running, Boy falling“ gelesen habe, muss ich sagen, dass ich den
Klappentext nicht ganz so gut gelungen finde. In meinen Augen verrät
er etwas zu viel von der Handlung. Ich persönlich hätte es besser
gefunden, wen man ihn etwas vager gehalten und dafür eine deutlich
erkennbare Trigger-Warnung
bezüglich suizidales Verhaltens hinten auf dem Einband abgedruckt
hätte. Eine Trigger-Warnung auf der Rückseite hätte ich eh sehr
sinnvoll und gut gefunden. Schade, dass man diese nur im Internet
finden kann, auf dem Buch selbst jedoch
nicht.
So
viel dazu. Kommen wir nun zu meiner Meinung über die Geschichte. Die
Gratwanderung zwischen Ernst und Humor ist eine sehr schmale und
nicht jedem gelingt sie. Kate Gordon aber ist sie in meinen Augen
hervorragend geglückt. Die Handlung in „Girl
running, Boy falling“ geht stellenweise richtig unter die Haut und
berührt einen zutiefst. Sie regt extrem zum Nachdenken an und lässt
einen einfach nicht mehr los. Zugleich hat sie aber auch so etwas
herrlich Leichtes und bringt einen öfters zum
Schmunzeln. Vor allem zu Beginn des Buches wird die Geschichte sehr
locker und humorvoll erzählt, was mir unheimlich gut
gefallen hat. Ab der Hälfte des Buches wird die Stimmung jedoch
deutlich bedrückender und ernster, wird durch gelegentliche lustige
Momente aber immer wieder aufgelockert, sodass sie nie zu schwermütig
oder beklemmend wird.
Zumindest ich habe es so empfunden. Mir hat es wahnsinnig gut
gefallen, wie die Autorin eine immens schwere Thematik behandelt.
Allerdings hätte ich mir am Ende noch ein paar Seiten mehr
gewünscht. Ich denke, mit ein bisschen mehr Inhalt hätte man dem
Trauerprozess unserer Hauptfigur Therese noch etwas authentischer und
tiefgründiger darstellen können. Dies wäre aber auch nur ein
kleiner Kritikpunkt meinerseits.
Was
mir besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise wie das Buch
erzählt wird. Die eigentliche Geschichte erfahren wir aus der Sicht
von Therese in der Ich-Perspektive. Am Ende ihrer Kapitel folgt vor dem Tod ihres besten Freundes stets einer von Wallys kurzen Briefen, die er an seinen verstorbenen Dad schreibt und in denen deutlich wird, wie schlecht es ihm geht. Die Briefe haben mich ganz besonders beeindruckt
und bewegt. Sie sind so
poetisch und wunderschön geschrieben und bescheren einem immerzu
Gänsehaut.
Die
Passagen, die aus dem Blickwinkel von Therese erzählt werden, haben
sich für mich aber auch einfach nur bezaubernd lesen lassen. Kate
Gordon hat einen wundervollen Schreibstil und da sie die Gefühls-
und Gedankenwelt von Therese sehr anschaulich und glaubwürdig
beschreibt, ist es mir jederzeit spielend leicht gelungen, mich in
unsere Hauptprotagonistin hineinzuversetzen.
Therese
war mir auf Anhieb sympathisch. Ich mochte ihre liebenswerte Art vom
ersten Moment an richtig gerne.
Mit
der Ausarbeitung der Nebencharaktere konnte mich die Autorin
ebenfalls vollends überzeugen. Der herzensgute Wally, die witzige
und super liebe Auntie Kath, Thereses großartige Freunde – ich
habe sie allesamt unsagbar liebgewonnen. Wer sich ganz besonders in
mein Herz geschlichen ist, ist der Junge Rhino, der zusammen mit
Therese bei Woolworth arbeitet.
Rhino ist ein total süßer und lustiger Kerl. Über ihn musste ich
öfters breit schmunzeln. Vor allem seine (grottenschlechten)
Tiger-Witze haben mich bestens unterhalten, hihi.
Natürlich
nehmen die amüsanten Szenen aber nicht zu viel Raum ein. Wie sollten
sie auch, schließlich
befasst sich das Buch mit vielen schmerzlichen Themen.
„Girl running, Boy
falling“ erzählt eine herzzerreißende und
sehr feinfühlige Geschichte über Selbstmord, Trauerbewältigung
und Hoffnung. Über Freundschaft,
die erste große Liebe und den ersten schweren Verlust. Auf eine authentische und verdammt ehrliche Weise verdeutlicht Kate Gordon,
dass es für Zurückgebliebene meist überhaupt nicht einfach
ist zu begreifen, warum ein sehr
nahe stehender Mensch, von dem man immer gedacht hat, ihn sehr gut zu
kennen und der doch immer so fröhlich gewirkt hat, sich plötzlich
das Leben nimmt. Die Schuldgefühle, die einen auf einmal überfallen,
sind oft kaum zu ertragen. Hätte man es nicht merken müssen, dass
es demjenigen so schlecht geht? Hätte man es nicht verhindern
können, dass derjenige sich umbringt? Aber dann sind da auch noch
andere Gedanken. Wütende Gedanken. So fragt Therese sich eine Zeit
lang: Wie konnte Wally sie verlassen? Wenn er sie wirklich geliebt
hätte, wäre er doch nicht gegangen. Oder?
Mich
hat das Buch stellenweise echt mitgenommen und aufgewühlt. Ich habe
mitgelitten und mitgefühlt und obwohl die Handlung wahrlich nicht
ohne ist und man das Buch manchmal am liebsten kurz beiseite legen
möchte, um das Gelesene zu verdauen, konnte ich einfach nicht
anders, als die Geschichte in einem Rutsch durchzulesen.
Fazit:
Ein packendes und herzergreifendes Buch voller Gänsehautmomente! In
meinen Augen ist Kate Gordon mit „Girl
running, Boy falling“ ein großartiger Jugendroman gelungen, mit
welchem sie mir sehr intensive und emotionale Lesestunden
beschert hat. Mir hat es unglaublich gut gefallen, auf welche Weise
Kate Gordon die schwierigen, aber ungemein wichtigen Themen Suizid,
Verlust und Trauerbewältigung behandelt. „Girl
running, Boy falling“ ist realistisch, aufwühlend und zutiefst
berührend. Die Geschichte schenkt Mut und Hoffnung und ist ernst und
humorvoll zugleich. Ich habe eine unvergessliche Zeit mit dem Buch
verbracht und kann es jedem nur wärmstens ans Herz legen. Von mir
gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!
Ein großes Dankeschön an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!
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