Sonntag, 5. März 2023

[Rezension] Wie man auf Einhörnern reitet von Mariangela Di Fiore

Hardcover
Übersetzt von Neele Bösche
Illustriert von Lisa Aisato
Ab 4 Jahren
56 Seiten
ISBN: 978-3-96177-119-6
Erschienen: 16.02.2023

Klappentext:

Obwohl das Leben ganz anders ist, wenn man sehr krank ist und manchmal Angst hat, gibt es auf der Kinderkrebsstation auch normale Tage. Am schönsten findet Vilja es, mit ihrem Freund Sindre zu spielen oder mit dem Pflegepersonal Quatsch zu machen. Am traurigsten findet sie es, dass ihr Bruder William sie nicht so oft besucht. Ob er zu ihrem Geburtstag kommt, wenn sie eine Krone trägt und Spiderman-Kuchen isst? Aber mit ein bisschen Glück ist Vilja sowieso bald wieder gesund und darf im Sommer in die Schule gehen.
Tröstend und hoffnungsvoll schildert die Autorin ihre ganz persönlichen Erfahrungen über den Alltag auf einer Kinderkrebsstation.

Quelle: Woow Books Verlag

Rezension:

Da ich ein großer Fan der norwegischen Illustratorin Lisa Aisato bin, habe ich mich riesig gefreut als ich hörte, dass dieses Jahr ein neues von ihr illustriertes Bilderbuch im Woow Books Verlag erscheinen wird. „Wie man auf Einhörnern reitet“ musste ich natürlich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Als bei Vilja Leukämie entdeckt wird, ist ihr Leben auf einmal komplett anders. Sie landet von einem Tag auf den anderen im Krankenhaus, auf der Kinderkrebsstation, wo alles weiß ist und es immerzu warten heißt. Vilja hasst es zu warten. Wie gerne würde sie wieder in den Kindergarten gehen und mit ihren Freunden spielen. Zum Glück passieren in der Klinik aber auch ganz normale und lustige Dinge. Mit dem Pflegepersonal und den Klinikclowns kann man oft so schön Quatsch machen und mit ihrem Freund Sindre kann man toll zusammen spielen. Das Spielen mit Sindre macht Vilja immer am meisten Spaß, diese Momente findet sie am schönsten. Am traurigsten findet sie, dass ihr Bruder William sie nicht besuchen will. Ist er vielleicht sauer auf sie, weil Mama und Papa mit ihr im Krankenhaus wohnen? Ob er wohl an ihrem Geburtstag kommen wird, um mit ihr zu feiern und den Spidermankuchen zu probieren, den es geben wird? Aber hoffentlich ist Vilja ja eh bald wieder gesund, hat wieder Haare und darf im Sommer in die Schule gehen. 

 


Dieses Buch ist keine leichte Kost. Wie sollte es auch, schließlich behandelt es ein sehr ernstes und sensibles Thema. Ein Thema, das leider viel zu tabuisiert ist und vor allem in Kinderbüchern kaum behandelt wird und das, wo es so unheimlich wichtig ist. Ich finde es daher großartig, dass die norwegische Autorin Mariangela Di Fiore ein Bilderbuch geschrieben hat, in welchem sie – durch die Augen eines Kindes - ihre eigenen Erfahrungen über den Alltag auf einer Kinderkrebsstation schildert. Und dass ein Teil des Erlöses an die Deutsche Kinderkrebs-Stiftung geht, macht das Ganze nur noch wundervoller. Also ich kann wirklich jedem nur ans Herz legen, dieses Buch zu kaufen und zu lesen. Mich hat es tief berührt und beeindruckt.  

 


In meinen Augen ist es der Autorin bewundernswert gut gelungen, aus der Sicht eines jungen Kindes zu schreiben und dessen Gefühle, Ängste und Wünsche darzustellen. Die Geschichte wird aus der Sicht der kleinen Vilja erzählt, bei der in ihrem letzten Kindergartenjahr Blutkrebs diagnostiziert wird. Auf eine sehr eindringliche und ehrliche und gleichermaßen behutsame Weise lässt Mariangela Di Fiore ihre junge Ich-Erzählerin davon berichten, wie langweilig und trostlos es auf der Kinderkrebsstation an vielen Tagen ist, wie sehr sie sich wünscht, dass ihr Bruder sie besuchen kommt und wie groß ihre Angst davor ist, dass sie nicht gesund werden wird.

Wir erfahren aber auch, dass nicht alles schlecht im Krankenhaus ist, sondern dass es auch schöne Dinge gibt wie die Pfleger*innen, Ärzte und Klinikclowns, die alle so lieb und nett sind. Und dann wäre da natürlich noch Sindre, ein Mitpatient, der einen Tumor im Kopf hat und mit dem Vilja so gerne spielt. Die gemeinsamen Momente und Gespräche der beiden Freunde waren eine meiner liebsten Stellen, ich fand es so schön zu sehen, wie gut sich die beiden verstehen und wie sie einander Kraft und Trost spenden.

Viljas Erzählungen lesen sich wirklich herzzerreißend und lassen einen richtig mitfühlen, sodass man öfters mit einem Kloß im Hals dasitzt. Zu bedrückend und schmerzlich wird die Stimmung aber nicht – es handelt sich hierbei schließlich um ein Kinderbuch. Alles wird sehr sanft beschrieben und stets auch mit Hoffnung. Es wird zwar nicht gesagt, ob Vilja und Sindre den Krebs schließlich endgültig besiegen werden, aber Betroffene wird die Geschichte dennoch Mut machen und Zuversicht schenken.

Die Altersangabe vonseiten des Verlags liegt bei ab 4 Jahren, was ich persönlich allerdings für ein bisschen zu früh halte. Es kommt natürlich immer aufs Kind an, aber da manche Seiten recht viel Text enthalten, würde ich das Buch ab etwa 5 Jahren empfehlen. 
 

Genauso berührend und liebevoll wie der Text sind auch die vielen großformatigen, farbigen Bilder von Lisa Aisato. Wie es die norwegische Illustratorin mal wieder geschafft hat, die Gefühle der Figuren und die Atmosphäre der Geschichte in ihren Bildern einzufangen, ist unglaublich. Ihre Illustrationen wirken einfach so echt und realistisch, haben gleichzeitig aber auch etwas Magisches an sich. Sie sind einfach atemberaubend und treffen einen mitten ins Herz. 

 


Fazit: „Wie man auf Einhörnern reitet“ ist ein beeindruckendes und wichtiges Bilderbuch, bei welchem ich sehr hoffe, dass es von vielen Menschen gekauft und gelesen werden wird. Es erzählt eine authentische und zutiefst bewegende Geschichte über ein kleines Mädchen, das an Leukämie erkrankt ist, es ist traurig und hoffnungsvoll zugleich, absolut fantastisch illustriert und nicht nur ein Buch für Betroffene und Angehörige, sondern auch für jeden anderen. Ich kann das gemeinsame Werk von Mariangela Di Fiore und Lisa Aisato nur empfehlen, ich habe unvergessliche Lesestunden damit verbracht. Von mir gibt es von 5 von 5 Sternen!

 

 




 

Vielen lieben Dank an den Woow Books Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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