Freitag, 28. Juni 2019

[Rezension] Und mittendrin ich von Ami Polonsky

Hardcover
Ab 12 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-570-16519-5
Erschienen: 24.06.2019

Klappentext:
Was wäre, wenn ... dein Äußeres das genaue Gegenteil deines Inneren wäre? Was, wenn du deine Sehnsucht einfach nicht mehr länger geheim halten könntest? Würdest du dann den Mut haben, du selbst zu sein? Bisher hat sich der 12-jährige Grayson in der Schule unsichtbar gemacht und zu Hause in seinen eigenen wunderschönen Träumen verloren. Doch nach und nach flattert Graysons wahres Selbst immer stärker in seiner Brust. Als eine unerwartete Freundschaft und ein verständnisvoller Lehrer Grayson ermutigen, ins Rampenlicht zu treten, findet Grayson endlich einen Weg, ihre Flügel auch im wahren Leben zu entfalten.

Quelle: cbj Verlag


Rezension: 

Als ich mir den Klappentext von „Und mittendrin ich“ das erste Mal durchlas, wusste ich einfach sofort, dass ich diesen Jugendroman unbedingt lesen muss. Das Cover, muss ich gestehen, ist nicht so mein Fall und obwohl ich das absolute Coveropfer bin, habe ich das Buch dennoch nur zu gerne bei mir einziehen lassen. Hier war ich mir sehr sicher, dass mich mein erstes Werk von Ami Polonsky hellauf begeistern wird!

Der 12-jährige Grayson hat sich schon als kleines Kind in Kleider und Röcken am wohlsten geführt. Er zeichnet gerne Prinzessinnen und würde seine langen blonden Haare am liebsten mit Spangen zurücknehmen. Vor seinem Onkel, seiner Tante und seinen beiden Cousins, bei denen er seit dem frühen Unfalltod seiner Eltern lebt, hält er diese Wünsche aber geheim, zu groß ist seine Sorge, dass sie ihn nicht verstehen würden. Grayson spürt, dass er anders ist. Er möchte viel lieber ein Mädchen sein. Immer stärker wird dieser Wunsch in ihm, immer mehr verliert er sich in seinen Träumen. Irgendwann lässt sich diese große Sehnsucht in ihm einfach nicht mehr geheim halten. Als er an seiner Schule endlich das erste Mal eine Freundin findet und merkt, wie einsam er die ganzen Jahre über war, beschließt er, etwas an seinem Leben zu ändern. Ob es Grayson wohl gelingen wird, endlich der Mensch zu sein, der sie wirklich sein möchte?

Mir hat „Und mittendrin ich“ unglaublich gut gefallen, sogar besser, als von mir erwartet! Ich lag mit meiner Vermutung, dass das Buch ganz genau das Richtige für mich sein wird, also absolut richtig. Ami Polonsky ist mit ihrem Debüt in der Jugendliteratur ein so wundervolles Buch gelungen, welches auf eine zutiefst berührende, einfühlsame und herzerwärmend schöne Weise das wichtige Thema Transgender behandelt.
Wie Graysons Fühlen, Denken und Handeln beschrieben wird, ist einfach Wahnsinn! Ich konnte mich wunderbar in „ihn“ hineinversetzen und habe „ihn“ vom ersten Moment an unheimlich lieb gewonnen. Die Beschreibungen über Graysons Leben sind wunderschön und traurig zugleich. Ich musste hier beim Lesen öfters schwer schlucken und habe so mit Grayson mitgefühlt. Ihr könnt euch vermutlich denken, dass viele in Graysons Umfeld es nicht gut aufnehmen, dass „er“ lieber ein Mädchen sein möchte. Mich hat es stellenweise so wütend gemacht, wie manche „ihn“ behandeln. Gerade Kinder können so grausam sein. Gemeine Bemerkungen, Mobbingattacken – Grayson wird davon leider nicht verschont bleiben. Ami Polonsky beschreibt all das absolut authentisch und realistisch. Ich weiß jetzt schon, dass mir dieses Buch noch sehr lange sehr gut im Gedächtnis bleiben wird. Mich hat die Story einfach zutiefst beeindruckt und auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen.

Obwohl die Handlung sehr ruhig ist, konnte sie mich dennoch von den ersten Seiten an mitreißen und bis zum Schluss fesseln. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen und war am Ende richtig traurig, dass ich mich so schnell wieder von Grayson verabschieden musste. Ich gehe hier schon davon aus, dass es sich um einen Einzelband handelt, obwohl das Buch recht offen endet. Über das Ende musste ich ehrlich gesagt auch erst ein bisschen nachdenken. Zuerst war ich irgendwie nicht so zufrieden damit, weil es so ein paar Fragen unbeantwortet lässt. Mittlerweile aber habe ich mich doch damit angefreundet. Ich finde dieses Buch einfach nur perfekt und hoffe so sehr, dass es die Aufmerksamkeit erhalten wird, die es verdient!

Erfahren tun wir hier alles aus Graysons Sicht in der Ich-Perspektive. Mit „ihm“ ist Ami Polonsky ein einzigartiger Charakter gelungen. Grayson hat eine enorme Fantasie, „er“ beobachtet seine Mitmenschen ganz genau und hat früh gelernt, sich unsichtbar zu machen. Grayson ist wirklich etwas ganz besonderes, man gar nicht anders, man muss „ihn“ einfach sofort ins Herz schließen.

Die anderen Charaktere wurden ebenfalls allesamt erstklassig ausgearbeitet. Sympathisch waren mir allerdings definitiv nicht alle; wie oben bereits erwähnt, gibt es in Graysons Leben leider so einige Menschen, die nicht damit klarkommen, dass „er“ so anders ist und „ihn“ deswegen übel hänseln. Wen ich zum Beispiel richtig doof und gemein fand, war Graysons Cousin Jack. Und auf einige „seiner“ Mitschüler habe ich beim Lesen auch eine richtige Wut entwickelt. Es ist einfach so schlimm und ungerecht, dass manche Menschen nicht so sein dürfen, wie sie sein wollen, ohne deswegen verurteilt zu werden.

Zum Glück wird Grayson aber auch Menschen an „seiner“ Seite haben, die „ihn“ verstehen und unterstützen. Mitschüler, Lehrer, sein Onkel – diese Momente, wenn Grayson Zuspruch erhält, haben mich so glücklich gemacht!

Womit ich hier gar nicht gerechnet habe, ist, dass das Thema Theater eine sehr große Rolle in der Geschichte spielen wird. Hat mir total gut gefallen, ich liebe Bücher, die vom Theaterspielen handeln. Grayson entschließt sich recht früh im Buch dazu, an der Theater AG teilzunehmen. Diese wird demnächst das Stück Die Sage der Persephone proben und Grayson wird eine der Hauptrollen spielen. Welche das ist, verrate ich hier allerdings nicht.

Ich kann nur sagen, lest dieses Buch! Es erzählt eine so tolle Geschichte über das Anderssein, über Familie, Freundschaft und Mut, über Selbstfindung, Vorurteile, Mobbing und Hoffnung. Wenn ihr gerne Bücher lest, die euch berühren und zum Nachdenken anregen, euch überraschen und mitfiebern lassen, euch traurig und glücklich zugleich machen, dann werdet ihr „Und mittendrin ich“ ganz bestimmt genauso sehr lieben wie ich.

Fazit: Was für ein wundervolles Buch! „Und mittendrin ich“ erzählt auf eine gefühlvolle, authentische, warmherzige und zutiefst berührende Weise eine ganz besondere Geschichte über viele wichtige Themen wie Freundschaft, Mut, Selbstfindung, Hoffnung und den Glauben an sich selbst. Mich hat Graysons Geschichte sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Sie hat mich Wut, Trauer und Freude empfinden lassen und mir die allerschönsten Lesestunden beschert. Ich kann das Buch jedem nur ans Herz legen. „Und mittendrin ich“ hat es so verdient, von ganz vielen Menschen gelesen und geliebt zu werden! Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!

 





Vielen lieben Dank an den cbj Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar! 
 

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