Samstag, 17. Mai 2025

[Rezension] Die Windmacherin - Eine Sommergeschichte (Das Jahreszeiten-Quartett) von Maja Lunde und Lisa Aisato

Hardcover
Übersetzt von Ina Kronenberger
Illustriert von Lisa Aisato
192 Seiten
ISBN: 978-3-442-76284-2
Erschienen: 19.03.2025

Klappentext:

In dem Land, in dem Tobias lebt, sind endlich wieder bessere Zeiten eingekehrt, und alle Kinder sollen zur Erholung die Sommerferien auf dem Land verbringen. Doch statt auf einem idyllischen Bauernhof landet der 11-jährige Tobias allein auf einer Insel weit draußen im Meer, wo er bei einer in sich gekehrten Frau namens Lothe unterkommt. Als Tobias dort einen verschlossenen Raum voller geheimnisvoller Kinderzeichnungen entdeckt, kommt er einem alten Rätsel um einen Leuchtturm und zwei unzertrennlichen Freundinnen auf die Spur. Plötzlich findet es Tobias in Lothes Umgebung spannend, und es beginnt das Abenteuer eines unvergesslichen Sommers.

Quelle: btb Verlag

Rezension:

Der 11-jährige Tobias und seine Eltern haben den Krieg in ihrem Land überstanden, aber ihr Zuhause wurde zerstört und das Essen ist immer noch knapp. Zusammen mit vielen anderen Kindern wird Tobias zur Erholung auf die abgelegene Insel Wetterland geschickt, wo er einen unbeschwerten Sommer verbringen soll. Doch statt bei einer netten Familie unterzukommen, landet der Junge bei der mürrischen und in sich gekehrten Fischerin Lothe, die keinen Hehl daraus macht, dass Kinder bei ihr nicht erwünscht sind. Auch Tobias ist alles andere als begeistert, den Sommer bei dieser grimmigen Frau verbringen zu müssen, die ganz allein in einem dunklen Haus auf einer Klippe wohnt. Von Bauernhofidylle ist hier keine Spur! Tobias fügt sich jedoch seinem Schicksal und beginnt in seiner neuen Bleibe herumzustöbern. In einem verschlossenen Zimmer entdeckt er geheimnisvolle Kinderzeichnungen, die seine Neugier wecken. Er kommt dem Rätsel der Windermacherin auf die Spur und als er herausfindet, was hinter Lothes verschlossenem Verhalten steckt, möchte er ihr unbedingt helfen. Ein unvergesslicher Sommer beginnt...

Was habe ich mich gefreut als ich hörte, dass die vierbändige Jahreszeiten-Reihe von Maja Lunde und Lisa Aisato dieses Jahr endlich in die dritte Runde geht. Die ersten beiden Bände („Die Schneeschwester“ und „Die Sonnenwächterin“) habe ich geliebt – wer sie noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen, es lohnt sich! Die chronologische Reihenfolge ist jedoch nicht erforderlich. Die Bücher sind in sich abgeschlossen und völlig unabhängig voneinander lesbar.

Nach Winter und Frühling beschert uns das norwegische Erfolgsduo nun ein Sommerabenteuer. Schon das Cover ist wieder ein Traum (unter dem Schutzumschlag übrigens auch) und schürt die Vorfreude auf das Erlebnis dahinter. Was jedoch optisch wie ein sommerlich-leichter Wohlfühlroman daherkommt, entpuppt sich kurz darauf als eine überaus tiefgründige und herzergreifende Geschichte.

Auch dieser Band ist zunächst ziemlich traurig und erinnert trotz der kindlichen Erzählperspektive nur wenig an ein fröhliches Kinderbuch. Gleich zu Beginn lernen wir unseren elfjährigen Ich-Erzähler Tobias kennen, dem der Schrecken des Krieges noch tief in den Knochen steckt. Das Thema Krieg kommt hier immer wieder zur Sprache. Auf eine sehr kindgerechte Weise zwar, aber Maja Lunde macht schon deutlich, was Tobias in der Kriegszeit Traumatisches erlebt hat. Bereits die Abschiedsszene am Bahnhof (die einen leichten Narnia-Touch hat), lässt einen schwer schlucken und richtig mitfühlen. Im weiteren Verlauf spürt man ebenfalls immer wieder einen Kloß im Hals. Denn neben Kriegstraumata und Hunger behandelt das Buch noch einige weitere ernste Themen wie Heimweh, Streit, Verlust und Trauer. Aber keine Sorge, die Geschichte erzählt auch von schönen Dingen. Von wunderbaren Marmeladenglasmomenten, alten Freundschaften, die wieder aufblühen, Versöhnung, Zusammenhalt, der Kraft der Fantasie und Schönheit der Natur. Sie erinnert uns daran, das Leben mit allem, was man hat, zu schätzen und wie wichtig es ist, miteinander zu reden, seine Vergangenheit loszulassen und mit Zuversicht nach zu schauen.

Während die Stimmung anfangs von viel Melancholie geprägt ist, wird sie im Verlauf immer heiterer und freundlicher und mutet manchmal sogar ein bisschen magisch an. Bereits mittendrin gibt es einen herrlich unbeschwerten Augenblick, der einem so richtig das Herz erwärmt. Dieses Buch ist eine unvergessliche emotionale Reise, deren besonderen Zauber man sich kaum mehr entziehen kann. Die Charaktere wachsen einem sofort ans Herz, angefangen bei Tobias mit seiner fantasievollen und neugierigen Art bis hin zu der griesgrämigen, aber eigentlich doch recht lieben Lothe (bei der ich unweigerlich an Alm-Öhi aus „Heidi“ denken musste). Jeder einzelne Moment mit ihnen allen ist ein Genuss, was nicht nur an Maja Lundes wundervollen Worten liegt (übersetzt von Ina Kronenberger), sondern auch an den herausragend schönen Illustrationen von Lisa Aisato.

Lisa Aisatos Bilder sind einfach nur mal wieder atemberaubend! Unglaublich berührend und detailverliebt, mal grau und düster, mal hoffnungsvoll und farbenfroh und so voller Kraft, Magie und Leben, dass man sich stundenlang in ihnen verlieren kann. 

Fazit: Maja Lunde und Lisa Aisato haben ein weiteres sprach- und bildgewaltiges Meisterwerk geschaffen, das den Vorgängern in nichts nachsteht! „Die Windmacherin“ ist eine bewegende und traurig-schöne Sommergeschichte, die Mut und Hoffnung schenkt und lange nachhallt. Ein zeitlos schöner Lesegenuss für Jung und Alt. Für mich ist auch dieser Band ein absolutes Highlight und Herzensbuch. Die Jahreszeiten-Quartett-Reihe ist wirklich außergewöhnlich und sollte in keinem Bücherregal fehlen. Ich kann sie jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

 





Vielen lieben Dank an den btb Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!

 

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