Klappentext:
Quelle: Thienemann-Esslinger Verlag
Rezension:
Vor langer Zeit gab es zwei Winter: Die Große Winterschwester, die klirrende Kälte, Schneestürme und Unwetter mit sich brachte, und die Kleine Winterschwester, deren Winter sanft und freundlich waren. Gemeinsam zogen die beiden die ganze kalte Jahreszeit über durch das Land und ergänzten sich gegenseitig und wechselten einander ab. Doch dann verschwand die Kleine Schwester eines Tages spurlos und ließ die Große wütend und allein zurück. Seitdem sind die Winter unerbittlich. Der Wikingerjunge Alfred kennt es gar nicht anders. Seit seine Eltern verstorben sind, lebt er bei seiner Großmutter Brunhilda und seinem Onkel Ragnar in Nebeldorf, wo er den anderen Bewohner*innen liebend gerne lustige Streiche spielt. Doch als eines Tages mehrere Gegenstände verschwinden und der Verdacht natürlich zuerst auf Alfred fällt, wächst die Sorge im Wikingerdorf. Allen wird schnell klar, dass dieses Mal nicht ihr kleiner Schelm Alfred der Übeltäter ist, sondern die Trolle. Und anscheinend begnügen die sich nicht mehr nur damit, ihr Brennholz zu stibitzen. Ragnar beschließt sich auf die Suche nach den Trollen zu machen und das Diebesgut zurückzuholen. Dieses Unterfangen ist jedoch lebensgefährlich und Alfred beschließt, seinem Onkel zu folgen. Es ist der Beginn eines großen Abenteuers, bei dem Alfred nicht nur gegen Schnee und Sturm ankämpfen muss, sondern es auch mit dem Zauber einer geheimnisvollen Füchsin zu tun bekommt.
Als mir die Winterschwestern zum ersten Mal begegneten, war ich sofort angefixt. In das traumhafte Cover habe ich mich direkt schockverliebt und der Klappentext tat sein Übriges. Den Anfang mochte ich dann auch richtig gerne, aber zwischendurch hat mich der Zauber der Geschichte irgendwie ein wenig verloren. Woran dies lag, kann ich leider gar nicht genau festmachen, vielleicht habe ich mir einfach ein bisschen zu viel versprochen. Nichtsdestotrotz hatte ich aber Spaß beim Lesen und kann das Buch vor allem für lange Wintertage, schön warm eingekuschelt auf dem Sofa, sehr empfehlen.
Jolan C. Bertrand versteht es, von Beginn an eine märchenhaft-winterliche Atmosphäre zu schaffen und einen in die Geschichte hineinzuziehen. Mit einem bildlichen Schreibstil – hervorragend von Dr. Cornelia Panzacchhi ins Deutsche übersetzt – entführt uns der französische Autor in den hohen verschneiten Norden, in die Welt der skandinavischen Götter, Traditionen und Sagen. Hier, mitten in der eisigen Kälte, begegnet man Wikingern und verschiedenen Kreaturen der nordischen Mythologie. Gemeinsam mit dem Wikingerjungen Alfred begibt man sich in die gefährlichen Tiefen der schneebedeckten Wälder und erlebt auf seiner Reise ganz Erstaunliches. Alfred ist ein sehr sympathischer und mutiger Hauptprotagonist, den man mit seinem liebenswert-schelmischen Nils Holgersson-Charme sofort ins Herz schließt. Doch auch die weiteren Charaktere sind wunderbar getroffen und überraschend vielfältig.
Jolan C. Bertrand vereint gekonnt eine klassisch anmutende Geschichte mit modernen Rollenbildern, Spannung mit Humor, magische Abenteuer mit wertvollen Botschaften. Es geht um Liebe, Familie, Mut, Akzeptanz und Aufgeschlossenheit, aber auch – kindgerecht verpackt – um Wut, Melancholie und Einsamkeit. Mit Alfreds Onkel, der als Frau geboren wurde, wird zudem ganz nebenbei Transitdiät angesprochen, ohne ein Thema daraus zu machen.
Ein besonderes Highlight war für mich die bezaubernde Innengestaltung. Chevalier Gambette hat das Buch mit vielen farbigen und meist doppelseitigen Bildern versehen, die die Stimmung der Geschichte gelungen einfangen und für ein außergewöhnliches Leseerlebnis sorgen.
Fazit: „Die Winterschwestern“ ist ein atmosphärisches und unterhaltsames Wikinger-Winter-Märchen voller Magie und Wärme, das mit vielfältigen Figuren und wunderschönen Illustrationen besticht. Die perfekte Lektüre für die kalte Jahreszeit und für alle ab 9 Jahren, die sich für die nordische Mythologie interessieren. Auch wenn ich mir ein bisschen mehr erhofft habe, habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den Thienemann-Esslinger Verlag für das Rezensionsexemplar!
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