Mittwoch, 9. Oktober 2024

[Rezension] Dämönchen von Kai Lüftner und Wiebke Rauers

Hardcover
Illustriert von Wiebke Rauers
Ab 4 Jahren
40 Seiten
ISBN: 978-3-649-64384-5
Erschienen: 06.08.2024

Klappentext:

Die Welt, wie ihr sie kennt, ist nur das Bruchstück einer Partitur. So sei es, wenn es euch genügt, doch unter euren Füßen liegt ein Universum, sondergleich: das riesige Dämonenreich … Dämönchen lebt in der Unterwelt und hat einen besten Freund: Fliege! Doch eines Tages reißt Flieges Leine und er saust einfach davon. Nun muss Dämönchen seinen ganzen Mut zusammennehmen und sich hinaufbegeben in die Welt der Menschen... Eine Bilderbuchgeschichte vom Erfolgsteam Kai Lüftner und Wiebke Rauers über die unendlichen Möglichkeiten, die die Welt für uns bereithält - man muss sich nur trauen!

Quelle: Coppenrath Verlag

Rezension:

Tief unter Erde, wo es dunkel und unheimlich ist, befindet sich das Dämonenreich. Viele Mythen der Menschen erzählen davon, aber niemand weiß, wie es wirklich dort zugeht. Hier, in dem bunten Treiben aus verschiedenen Wesensformen, geht es Jahr um Jahr gleich und ähnlich zu. Doch ein Höllenbewohner ist anders als die anderen. Schlecht gelaunt und der Eintönigkeit müde streift es durch die Unterwelt. Sein einziger Trost ist sein geflügelter ständiger Begleiter, eine Fliege, die über eine Leine mit ihm verbunden ist. Doch eines Tages reißt die Leine und die Fliege verschwindet durch ein Loch. Das Dämönchen folgt ihr und landet in der Oberwelt, in die sich bisher noch kein Dämon getraut hat und wo alles völlig anders ist als unten. Dem Dämönchen ist diese unbekannte helle, grelle Welt zunächst nicht geheuer. Doch allmählich verliert es seine Angst und Zweifel und beginnt sich wohlzufühlen. Es hört auf sein Herz, das ihm sagt, dass dieser Ort der richtige für ihn ist und es an der Zeit ist, einen neuen Weg einzuschlagen. 

Nachdem mich Kai Lüftner und Wiebke Rauers nun schon einige Male mit ihren gemeinsamen Werken begeistern konnten, war sofort klar, dass auch ihr neues Bilderbuch „Dämönchen“ bei mir einziehen muss. Meine Erwartungen waren recht hoch – die beiden sind einfach immer ein Garant für besondere Bücher, die sich abseits des Mainstreams bewegen. Diesbezüglich hat das Duo auch mal wieder voll ins Schwarze getroffen.

Schon rein äußerlich kommt das Buch erfrischend anders daher. Mit seinem Querformat sticht es aus der Masse hervor und das Cover mit seiner coolen Mischung aus dämonenhaft finster und knuffig-liebenswert macht direkt neugierig auf den Inhalt. Was auf den ersten Blick aber wie eine charmante Grusellektüre wirken mag, entpuppt sich nur kurz darauf als sehr viel mehr. 
 

Kai Lüftner und Wiebke Rauers beweisen einmal mehr ihr Händchen fürs Unkonventionelle. Einhörner, Glitzer und Co. sucht man in ihren Büchern vergebens, bei dem Erfolgsteam sind es pupsende Drache, grimmige Häschen oder rockende Krabbler, die für Begeisterung sorgen. Mit dem kleinen Dämonchen haben die zwei nun einen weiteren ungewöhnlichen Helden erschaffen, dessen Geschichte und Entwicklung man mit Freude mitverfolgt. Anfangs noch missmutig, gelangweilt und unzufrieden verwandelt sich der kleine Unterweltbewohner im Laufe des Buches in ein freundliches und glückliches Kerlchen. Das Dämönchen zeigt uns, dass es sich lohnt, festgetretene Pfade zu verlassen und einen neuen Weg einzuschlagen. Veränderungen zuzulassen ist oft nicht leicht und erfordert viel Mut, aber es zahlt sich meist aus.

Die Erzählung ist für ein Kinderbuch ab 4 Jahren ziemlich tiefsinnig und poetisch. Sie ist in Versform geschrieben und wie man es von Wortkünstler Kai Lüftner kennt, sind seine Reime höchst originell, aber zugleich auch sehr herausfordernd. Es wird des öfteren Erklärungen der Vorleser*innen benötigen, damit die jungen Zuhörer Wörter wie „Paritur“ verstehen. Bisher hat mir Kai Lüftners Erzählstil immer sehr zugesagt, aber dieses Mal bin ich ein bisschen hin und her gerissen. Es kommt natürlich immer aufs Kind an, aber ich persönlich habe die Sprache als zu schwierig für das empfohlene Lesealter empfunden, ich würde die Altersangabe etwas höher ansetzen.

An dem eher unüblichen Querformat habe ich mich dagegen nicht gestört, allerdings wird es vermutlich nicht jedermanns Geschmack treffen, da sich das Lesen dadurch ein wenig unhandlich gestaltet.

Nichtsdestotrotz macht es Spaß zu diesem Buch zu greifen. Die Reime lesen sich ungeachtet des komplexen Wortschatzes rhythmisch und lebendig und an den großartigen, farbenprächtigen Illustrationen von Wiebke Rauers kann man sich mal wieder gar nicht sattsehen. Mit ihrem unverwechselbaren Stil erweckt sie Dämönchens Welt zum Leben. In einer Kombination aus herrlich düster und idyllisch-hell-freundlich fängt sie die Stimmung der Geschichte sowie die Mimik und Wandlung von Dämönchen gekonnt ein; Bild und Text ergeben wie gewohnt ein perfektes Zusammenspiel.

Fazit: „Dämönchen“ ist ein außergewöhnliches Bilderbuch mit Tiefgang und einer wertvollen Botschaft. Eine inspirierende, aber auch anspruchsvolle Geschichte über den Mut, Altbekanntes hinter sich zu lassen und etwas Neues zu wagen. Auch wenn mich das Erfolgsduo dieses Mal nicht komplett überzeugen konnte, hat es mir eine höllische Freude bereitet, das Dämönchen zu begleiten. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!

 

 


 

Vielen lieben Dank an den Coppenrath Verlag für das Rezensionsexemplar!


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