Klappentext:
Quelle: Lago Verlag
Rezension:
Da ich total gerne LGBTIQ+ - Bücher lese, war meine Neugierde umgehend geweckt, als ich zum ersten Mal von „In den buntesten Farben“ hörte. Cover und Klappentext sprachen mit direkt an – für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich Philipp und Timon kennenlernen möchte.
Seit der 22-jährige Philipp damals von seinem mysteriösen Internet-Freund Ali sitzengelassen wurde, scheint er kein Glück mehr in der Liebe zu haben. Liegt es vielleicht daran, dass er trans* ist? Oder ist der Grund vielleicht doch Ali, den er nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Warum ist er damals nur so plötzlich verschwunden? Philipp lässt das Ganze einfach keine Ruhe. Um mit der Geschichte endlich abschließen zu können, reist er kurzerhand gemeinsam mit seiner besten Freundin Vinita in das säsische Pirna, in der Hoffnung, dort endlich Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Während seiner Suche lernt er den 23-jährigen Timon mit den bunten Haaren kennen, der ebenfalls trans* ist und von dessen besonderer Ausstrahlung Philipp sofort ganz fasziniert ist. Timon umgibt allerdings auch etwas sehr Geheimnisvolles. Irgendwie scheint er eine Verbindung zu Ali zu haben...
Geschichten mit queeren Figuren fallen schon seit längerem absolut in mein Beuteschema und ich freue mich immer sehr darüber, wenn ich auf neue gute Titel stoße. Für meinen Geschmack gibt es immer noch viel zu wenige LGBTIQ+ - Bücher auf dem deutschen Buchmarkt, vor allem in der Kinder- und Jugendliteratur. Es hat sich in den letzten Jahren zwar schon so einiges in diesem Genre getan, aber das Angebot ist leider nach wie vor recht dürftig. Und Geschichten mit transgender Protagonisten sowie deutsche queere Own-Voice-Romane sind noch einmal eine ganze Ecke seltener. Ich finde es daher so wundervoll, dass uns Marius Schaefers, der selbst trans* ist, mit „In den buntesten Farben“ einen New Adult Roman beschert, der vielfältiger wohl kaum sein könnte und auf dem deutschen Markt eine echte Besonderheit ist. Ich meine: Eine gleichgeschlechtliche Romanze zwischen zwei trans* Männern? Das ist wirklich ziemlich queer und außergewöhnlich. Also ich kannte eine derartige Story bislang nicht und war auf das neue Werk von Marius Schaefers daher wahnsinnig gespannt. Inzwischen habe ich es gelesen und was soll ich sagen, ich bin begeistert! Marius Schaefers ist mit „In den buntesten Farben“ ein ganz tolles und wichtiges Buch gelungen, bei welchem ich sehr hoffe, dass es die Aufmerksamkeit erhalten wird, die es verdient. Also ich kann jedem, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen, nur ans Herz legen es mir gleichzutun und die Geschichte von Philipp und Timon kennenzulernen.
In die Handlung habe ich mühelos hineingefunden. Der locker-leichte und anschauliche Schreibstil sagte mir auf Anhieb zu, für mich hat er sich angenehm flüssig lesen lassen, und auch die Erzählweise hat gänzlich bei mir punkten können. Die Geschehnisse werden abwechselnd von Philipp und Timon geschildert, jeweils in der Ich-Perspektive, und in meinen Augen ist diese Erzählform die perfekte Wahl. Zum einen, weil die ständigen Sichtwechsel das Leseerlebnis so schön abwechslungsreich und fesselnd gestalten, und zum anderen, da wir uns so von beiden Hauptprotagonisten ein ganz genaues Bild machen können und uns ihnen beim Lesen richtig nahe fühlen.
Mir waren Philipp und Timon vom ersten Moment an sympathisch, vor allem Philipp habe ich sofort fest in mein Herz geschlossen. Bei Timon habe ich ein kleines bisschen länger gebraucht, ehe ich komplett mit ihm warm geworden bin, ihn habe ich zunächst irgendwie nicht so recht einschätzen können. Zum Glück hat sich das aber sehr schnell gelegt, sodass ich schließlich auch ihn noch unheimlich liebgewonnen habe.
Auch das Setting fand ich richtig super. Die Erzählung spielt im Sommer und nimmt uns in die sächsische Schweiz mit, ein Teil Deutschlands, in dem ich leider bisher noch nicht war, der aber schon seit langem auf meiner Reiseziel-Liste steht. Ich stelle mir diese Gegend landschaftlich einfach traumhaft schön vor und nun, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist meine Lust darauf, sie zu erkunden, nur noch größer geworden. Marius Schaefers versteht sich wahrlich bestens darin, uns mit seinen bildhaften Beschreibungen diese Ecke Deutschlands so richtig schmackhaft zu machen. Die Stadt Pirna, die Landschaft, Dresden – alles wird sehr bildhaft und sommerlich-atmosphärisch beschrieben, sodass man sich sämtliche Orte ganz genau vorstellen kann und am liebsten sofort Urlaub dort machen möchte.
Handlungstechnisch hat mich das Buch ebenfalls überzeugen können. Stellenweise hat es mir persönlich zwar ein bisschen an Tempo und Spannung gefehlt, sodass sich vereinzelte Passagen ein klein wenig für mich gezogen haben, aber groß gestört hat mich dieser Aspekt eigentlich nicht und bis auf diesen kann ich mich wirklich nur positiv zum Plot äußern. Besonders die Trans Repräsentation hat mir extrem gut gefallen. Ob sie realistisch ist, kann ich, als cis-Frau, nun natürlich nicht beurteilen. Ich, für mich, kann jedenfalls nur sagen, dass ich die Darstellungsweise als überaus gut gelungen empfunden habe und es richtig spannend und interessant fand, viele sensible Einblicke in die Gefühls- und die Gedankenwelten von trans* Personen zu erhalten.
Mir hat das Buch insgesamt eine Menge mitgeben können. Es hat mir dabei geholfen, trans* Menschen besser zu verstehen und mich in sie hineinzuversetzen, es mich nachdenklich gestimmt, teilweise auch schockiert, es hat mich mitfiebern und mitfühlen lassen und eine Menge wichtige Dinge nähergebracht. Für mich war „In den buntesten Farben“ definitiv nicht nur eine aufregende und unterhaltsame Lektüre, sondern auch eine sehr eindringliche und lehrreiche.
Fazit: Dies war mein erstes Werk aus der Feder von Marius Schaefers und es wird garantiert nicht mein letztes gewesen sein. Mir hat der deutsche trans* Autor mit seinem Own-Voice-Roman großartige Lesestunden bereiten können. „In den buntesten Farben“ erzählt eine zauberhafte queere Lovestory mit Tiefgang, die ganz vieles zugleich ist: Mitreißend, wertvoll, berührend, humorvoll, ehrlich und romantisch und so wunderbar bunt und einzigartig. Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den Lago Verlag für das Rezensionsexemplar!
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