Montag, 16. Oktober 2023

[Rezension] Der Totenkopf von Jon Klassen

Hardcover
Übersetzt von Thomas Bodmer
Illustriert von Jon Klassen
Ab 6 Jahren
112 Seiten
ISBN: 978-3-314-10657-6
Erschienen: 21.09.2023

Klappentext:

Otilla findet tief im Wald ein altes Haus, in dem ein Totenkopf wohnt. Sie freundet sich mit ihm an und darf dort übernachten. Der Totenkopf aber warnt das Mädchen: Jede Nacht sucht ihn ein kopfloses Gerippe heim. Es möchte ihn einfangen, um endlich sterben zu können. Otilla schmiedet einen Plan, wie sie das Gerippe loswerden können – ein für alle Mal.

Quelle: NordSüd Verlag

Rezension:

Als mir das Buch „Der Totenkopf“ zum ersten Mal begegnete, wusste ich sofort, dass ich es lesen möchte. Es war mein erstes Werk von Jon Kassen und so viel sei schon mal verraten, es wird sicherlich nicht mein letztes gewesen sein.

In einer dunklen Winternacht stapft ein Mädchen namens Otilla alleine durch einen verschneiten, dichten Wald. Sie befindet sich auf der Flucht und läuft und läuft, die ganze Nacht lang. In der Morgendämmerung erreicht sie erschöpft eine Lichtung mit einem großen, alten Haus. Das Anwesen sieht verlassen aus, doch als Ottila an die verschlossene Tür klopft, antwortet ihr ein Totenkopf, der aus einem der oberen Fenster auf sie herabblickt. Er gewährt ihr Einlass und beginnt sie durch das Haus zu führen. Die beiden freunden sich miteinander an, essen Birnen und trinken Tee und tanzen zusammen. Als es Abend wird, erlaubt ihr der Totenschädel, bei sich zu übernachten, allerdings warnt er sie auch. Jede Nacht wird er von einem kopflosen Gerippe heimgesucht, das ihn verfolgt und einfangen möchte. Ottila ersinnt daraufhin einen skrupellosen Plan, mit dem sie dem Skelett endgültig den Garaus machen kann...


Im Nachwort erzählt Jon Klassen, dass er sich für dieses Buch von einem Tiroler Volksmärchen hat inspirieren lassen, welches er zufällig mal in einer Bücherei gefunden hat. Lange ist ihm die Sage im Kopf herumspukt und veränderte sich mit der Zeit in seinen Gedanken. Dies hat ihn schließlich dazu angeregt, seine Version zu Papier zu bringen. Herausgekommen ist diese tolle Neuerzählung, die ihren ganz eigenen, wunderbaren Klang hat und einfach nur perfekt in die dunkle Jahreszeit passt. Es ist eine märchenhaft-grausliche und winterlich-stimmungsvolle Geschichte mit viel köstlichem Grusel und trockenem Humor und einer wohlig-schauerlichen Atmosphäre. 

Die Erzählung ist manchmal schon ziemlich makaber und skurril, für jüngere Kinder wird sie noch nichts sein. Es bleiben zudem einige Fragen unbeantwortet, sodass eine Menge Spielraum für eigene Gedanken bleibt. Warum und wovor flüchtet Ottila? Wer war der Totenschädel zu seinen Lebzeiten? Und was genau hat es mit dem kopflosen Skelett auf sich?

Die Altersempfehlung vonseiten des Verlags mit ab 6 Jahren halte ich für angemessen. Mit seinen fünf kurzen Teilen und dem wenigen Text in großem Druck bietet sich das Buch sehr gut zum Vorlesen und ersten Selberlesen an. Und keine Sorge, zu finster wird es auch nicht. Die Geschichte enthält auch viele rührende und lustige Momente und hat etwas Tröstliches. Und die unerschrockene Otilla und ihr knochiger, freundlicher Begleiter werden so liebevoll beschrieben, dass man sie direkt ins Herz schließt. 
 

Die ausdrucksstarken Illustrationen in dem für Klassen typischen Stil untermalen die Geschichte gekonnt. Durch die monochrome Farbgebung sind die Bilder oft sehr düster, allerdings kommt auch mal ein helles Orange dazu, was sie warm und irgendwie heimelig wirken lässt. Sie schaffen eine ganz besondere unheimliche Stimmung und machen dieses Buch zu einem unvergesslichen Erlebnis. 


Fazit: „Der Totenkopf“ ist eine großartige Neuinterpretation einer Tiroler Volkssage. Sie erzählt von der Flucht eines mutigen Mädchens, einer ungewöhnlichen Freundschaft mit einem sprechenden Totenschädel und dem spannenden Kampf mit einem kopflosen Gerippe. Herrlich gruselig und düster, witzig, tiefgründig und herzerwärmend. Ein schaurig-schönes Märchen für Jung und Alt und nicht nur für Halloween ein Genuss. Ich bin begeistert von diesem außergewöhnlichen Buch und kann es nur empfehlen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen! 

 

 





Vielen lieben Dank an den NordSüd Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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