Klappentext:
Quelle: dtv
Rezension:
Als ich den Jugendroman „Birdie und ich“ zum ersten Mal in der Vorschau des dtv Verlags sah, wusste ich sofort, dass ich ihn lesen muss. Cover und Klappentext konnten mich auf Anhieb überzeugen und da die englische Ausgabe ausgesprochen positive Rezensionen erhalten hat, zögerte ich keine Sekunde lang und ließ das Buch bei mir einziehen.
Nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, ziehen die 12-jährige Jack und ihr 9-jähriger Bruder Birdie zu ihrem Onkel Carl. Dieser ist jedoch recht unzuverlässig und kümmert sich nicht so um die Geschwister, wie er eigentlich sollte. Die zwei werden schließlich von ihrem anderen Onkel Patrick abgeholt und sollen fortan bei ihm leben. Patrick ist das genaue Gegenteil von Carl. Er ist recht schroff und wortkarg, statt Fastfood gibt es bei ihm nur gesundes Essen und mit dem Schuleschwänzen ist es ab jetzt ebenfalls vorbei. Zudem hält er überhaupt nichts von Birdies glitzernder Kleidung und dessen Leidenschaft für Nagellack und Doktor Pepper-Lipgloss. Patrick verbietet Birdie schließlich sich so bunt zu kleiden und zwingt ihn dazu, normale Klamotten zu tragen. Für Jack steht schnell fest, dass sie und Birdie zu ihrem alten Zuhause zurückkehren müssen, wo sich die Sachen ihrer verstorbenen Mutter befinden. Werden die beiden den Trost bekommen, den sie brauchen? Werden sie einen Ort finden, zu dem sie gehören?
Als ich mit dem Lesen begann, ist mir schon nach wenigen Zeilen klar geworden, dass mich mein Riecher mal wieder nicht im Stich gelassen hat und ich mit „Birdie und ich“ einen Roman in Händen halte, den ich von der ersten bis zur letzten Seiten liebe werde. Und tja, was soll ich sagen, meine anfängliche Vermutung hat sich als goldrichtig erwiesen! Mich hat die US-amerikanische Autorin J. M. M. Nuanez mit ihrem Debüt auf ganzer Linie überzeugen können. In meinen Augen hat sie hat die schmale Gratwanderung zwischen Tragik und Komik hervorragend gemeistert und mit „Birdie und ich“ eine Story aufs Papier gebracht, die schmerzlich, bewegend und witzig zugleich ist, von Anfang bis Ende mitreißt und voller wichtiger Themen und Werte steckt.
Verlust, Trauer und Veränderung, Identität, Mobbing, Akzeptanz und Toleranz, Familie, Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt – von all diesen Dingen handelt die Geschichte unter anderem. In dem Buch schlummert wirklich eine Menge, es wirkt aber an keiner Stelle zu überladen, und obwohl es so viele schwere Themen beinhaltet, wird die Stimmung niemals zu bedrückend. Vom Verlag wird „Birdie und ich“ für Leser*innen ab 11 Jahren empfohlen und dem schließe ich mich auf jeden Fall an. Mädchen und Jungen ab diesem Alter werden mit den ernsteren Szenen meiner Ansicht nach problemlos klarkommen und mit Jack, unserer 12-jährigen Hauptfigur, werden sie sich garantiert sehr gut identifizieren können.
Jack, aus deren Sicht alles authentisch in der Ich-Perspektive geschildert wird, mochte ich vom ersten Moment an unheimlich gerne. Sie ist so eine Protagonistin, die man als Leser*in einfach sofort gernhaben muss. Sie ist sympathisch, verantwortungsbewusst und klug und liebt Wörter und Bücher, sie ist eine aufmerksame Beobachterin und die wohl tollste große Schwester, die es gibt. Ich fand es herzerwärmend zu sehen, wie sehr Jack ihren kleinen 9-jährigen Bruder Birdie liebt und unterstützt und sich für ihn einsetzt, wie sie ihn versteht, tröstet und immer für ihn da ist. Die Geschwisterbeziehung der beiden wird wundervoll und mit ganz viel Liebe und Zärtlichkeit beschrieben, mich hat die innige Bindung der beiden tief berührt.
Auch Birdie hat sich mit seiner süßen und bezaubernden Art direkt in mein Herz geschlichen. Ich musste öfters sehr über ihn schmunzeln, habe gleichzeitig aber auch zutiefst mit ihm mitgelitten. Mir tat es richtig weh mitzuerleben, dass er nicht der sein darf, der er sein möchte und kaum jemand aus seinem Umfeld Verständnis für ihn aufbringt. In der Schule wird er von seinen Mitschüler*innen gemobbt, weil er gerne glitzernde und schrille Klamotten trägt und sich schminkt; von den Lehrer*innen wird er aufgrund seines Äußeren ständig abgemahnt und auch sein Onkel Patrick zeigt sich kaum tolerant und verbietet seinem Neffen, sich so mädchenhaft zu kleiden.
Neben Jack und Birdie dürfen wir noch viele weitere interessante Charaktere kennenlernen, die ebenfalls glaubhaft ausgearbeitet wurden. Da wären zum Beispiel die zwei grundverschiedenen Onkels unserer Geschwister, die beide äußerst schrullige Persönlichkeiten sind, das Herz aber am rechten Fleck tragen; die Imbissbesitzerin Rosie, die Onkel Carls große Liebe ist; und Janet, Jacks beste und schräge Freundin, die ich ganz besonders gerne mochte.
Gemeinsam mit den vielen unterschiedlichen Charakteren erlebt man als Leser*in eine sehr emotionale Zeit, in der unter anderem eine nicht ganz perfekt durchdachte Flucht, ein Heiratsantrag, Honey Bunny Buns und Wolfstage große Rollen spielen werden.
Fazit: Fesselnd, unterhaltsam, ehrlich und berührend. Eine wunderschöne und einfühlsame Geschichte über Trauer, Freundschaft und Familie und den Mut, zu sich selbst zu stehen.
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