Klappentext:
Quelle: Carlsen Verlag
Rezension:
Da ich ein riesengroßer Disney-Fan bin, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von der Twisted-Tales-Serie hörte. Die Idee, bekannte Disney-Klassiker neu und anders zu erzählen, finde ich einfach nur brillant. Für mich stand daher augenblicklich fest, dass ich die Reihe kennenlernen möchte. Mein erster Twisted-Tales-Band durfte „Dunkle Schatten“ werden. Ich liebe den Disney-Mulan-Zeichentrickfilm und Elizabeth Lim hat mir im Sommer mit „Ein Kleid aus Seide und Sternen“ ein absolutes Lesehighlight beschert. Auf ihre Neuinterpretation von Mulan war ich daher schon mega gespannt!
Als Captain Shang im Kampf gegen die Hunnen lebensbedrohlich verletzt wird, setzt Mulan sofort alles daran, ihren Hauptmann vor dem Tod zu retten. Sie schreckt sogar nicht davor zurück, in die chinesische Unterwelt Diyu zu reisen. Ihre Aufgabe wird nur alles andere als leicht werden. Der Herrscher der Unterwelt, König Yama, stellt Mulan (die sich nach wie vor als der Junge Ping ausgibt) vor eine schier unlösbare Herausforderung. Mulan muss ein furchtbares Hindernis nach dem nächsten meistern und das auch noch unter Zeitdruck. Wenn es ihr nicht gelingt, Shangs Geist rechtzeitig zu finden und bei Sonnenaufgang Diyu zu verlassen, wird sie als Gefangene in der Unterwelt bleiben müssen.
Obwohl ich den Mulan-Film wahnsinnig gerne mag, muss ich nun zu meiner großen Schande gestehen, dass es nun schon so einige Jahre her ist, seit ich ihm zum letzten Mal gesehen habe. Vermutlich wäre es besser gewesen, wenn ich mir den Film vor dem Lesen noch einmal schnell angeschaut hätte, da meine Erinnerungen an die genaue Handlung leider nicht mehr die frischesten sind. Ich war zunächst daher kurz etwas irritiert, da ich den Anfang von „Dunkle Schatten“ zuerst gar nicht so richtig einordnen konnte. Ich habe dann aber sehr schnell gemerkt, dass das Buch relativ am Ende des Films anknüpft. Es wäre auf jeden Fall sehr ratsam, die Story von Mulan zu kennen, ehe man Elizabeth Lims Neuerzählung liest. Der Lesespaß ist so zweifellos viel, viel höher.
Nachdem die ersten paar Seiten sehr dem Plot des Films ähneln, entwickelt er sich nach einer Wende in eine ganz andere Richtung. So kommt es, dass nicht Mulan verletzt wird, sondern Shang schweren Verwundungen erliegt. Um ihn zu retten, reist Mulan in die chinesische Unterwelt Diyu, in der wir uns dann auch den größten Teil des Buches aufhalten werden. Die Idee, Mulan mit der chinesischen Unterwelt zu verbinden, fand ich von Anfang an genial und auch von deren Umsetzung bin ich begeistert. Wobei ich einen negativen Kritikpunkt habe – zu dem komme ich weiter unten.
Mir hat das Setting unglaublich gut gefallen. Ich mochte die herrlich düstere Stimmung, die die dunkle Unterwelt Diyu durchweg verströmt, vom ersten Moment an total gerne und die anschaulichen Beschreibungen der Schauplätze haben mir ein wahres Kopfkino beschert. Atmosphärisch, bildhaft und fantasievoll schreiben kann Elizabeth Lim, definitiv! Das sie das voll drauf hat, hat sie mir bereits in „Ein Kleid aus Seide und Sterne“ unter Beweis gestellt.
Auch mit den Charakteren konnte mich die Autorin überzeugen, allen voran mit Mulan. Mulan war genau so, wie ich sie kenne und liebe: Mutig, stark, entschlossen, sympathisch und klug. Für ihre Stärke und Tapferkeit kann man diese junge Frau wahrlich nur bewundern. Neben ihrem großen Kampfgeist schlummern in Mulan aber auch Ängste und Selbstzweifel. Es wird mehr als deutlich, dass Mulan überhaupt nichts von dem damaligen chinesischen Frauenbild hält und sich nicht in dieses drängen lassen möchte. Zugleich möchte sie aber auch ihre Familie nicht enttäuschen. Ihre innere Zerrissenheit wird hervorragend dargestellt, was mir echt gut gefallen hat. Also ich fand unsere Buchheldin einfach nur klasse und habe mich jederzeit spielend leicht in sie hineinversetzen können.
Neben Mulan haben wir das große Vergnügen, auf so manch weitere bekannte Gesichter aus dem Film zu treffen wie Hauptmann Shang oder den kleinen Drachen Mushu. Letzterer nimmt allerdings nur einen ziemlich kleinen Part ein. Fand ich etwas schade, aber da es einen anderen, neu eingeführten Wegbegleiter gibt, der Mushu vom Wesen her sehr ähnelt, hat es mich eigentlich gar nicht groß gestört, dass Mushus Auftritte sehr gering ausfielen. Der Humor der besagten Figur reicht zwar nicht an den von Mushu heran, zumindest meiner Ansicht nach nicht, aber für jede Menge gute Unterhaltung wird sie dennoch sorgen.
Was die Spannung angeht, muss ich sagen, dass ich mir davon ein bisschen mehr gewünscht hätte. Ich habe die Handlung zwar als packend und actionreich empfunden und auch so einige Wendungen konnten mich überraschen, aber irgendwie ist es der Story dennoch nicht gelungen, mich durchgehend an die Seiten zu fesseln. Ein paar Längen hatte die Geschichte stellenweise leider für mich, sodass „Dunkle Schatten“ letztendlich nicht das von mir erhoffte Highlight wurde. Begeistert von Elizabeth Lims Mulan-Adaption bin ich aber natürlich dennoch. Ich habe insgesamt richtig schöne Lesestunden mit dem Buch verbracht und freue mich schon riesig auf die weiteren Twisted-Tales-Bände.
Fazit: Märchenhaft, düster, atmosphärisch – eine bezaubernde Neuinterpretation des Disneyfilms „Mulan“! Mir hat „Dunkle Schatten“ ein tolles Lesevergnügen beschert. Ich mochte den Schreibstil, die Charaktere und das Setting unheimlich gerne und von der dunklen Atmosphäre bin ich einfach nur verzaubert. Ich hätte mir insgesamt noch etwas mehr Spannung gewünscht; für mich hat sich die Handlung stellenweise leider ein bisschen gezogen. Wärmstens empfehlen kann ich das Buch aber selbstverständlich dennoch. Und für Disney- und Mulan-Fans ist „Dunkle Schatten“ ein ganz großes Muss. Von gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!
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