Klappentext:
Quelle: Arena Verlag
Rezension:
Da mir Tania Witte vor zwei Jahren mit ihrem „Die Stille zwischen den Sekunden“ ein echtes Highlight beschert hat und mich auch der Roman „Wild – Sie hören dich denken“, welchen sie gemeinsam mit Antje Wagner unter dem Pseudonym Ella Blix geschrieben hat, so richtig aus den Socken hauen konnte, war ich auf ihr neues Buch „Marilu“ unfassbar gespannt. Da stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.
Die 17-jährige Elisabeth, genannt Elli, hat ihr Leben endlich wieder im Griff und freut sich auf den Schulabschluss und den kurz bevorstehenden gemeinsamen Urlaub mit ihrem Freund. Doch dann erreicht sie ein Brief und mit ihm kehren die Erinnerungen und ihre Ängste zurück. Der Brief stammt von Marilu, ein Mädchen, das sie vor zwei Jahren in der Klinik Sonnenblick kennengelernt hat und mit der sie damals eine tiefe Freundschaft verband. Elli hat den Kontakt zu ihr aber schließlich abgebrochen. An den Schwur, den ihre Freundin ihr kurz vor ihrer Entlassung gegeben hat, hat sie schon lange nicht mehr gedacht. Als sie nun aber den Briefumschlag öffnet und die Sonnenuhr erblickt, weiß sie sofort, was das heißen muss. Die Kette hatte sie Marilu damals geschenkt und ihre Freundin sagte daraufhin, dass sie ihr das Schmuckstück wiedergeben wird, wenn sie ES tut. Elli ist geschockt. Dass sie die Kette nun in Händen hält, kann nur bedeuten, dass Marilu vorhat sich umzubringen.
Dass „Marilu“ keine leichte Kost ist, habe ich mir natürlich vor dem Lesen schon gedacht. Der Klappentext macht schließlich mehr als deutlich, dass zwischen diesen etwas unscheinbar wirkenden Buchdeckeln eine sehr emotionale und eindringliche Geschichte schlummert. Ich bin dann auch nicht mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen – mir hat Tania Witte mit ihrem neuen Werk ein ausgesprochen intensives Leseerlebnis beschert, welches ich ganz bestimmt so schnell nicht wieder vergessen werde. Die deutsche Autorin hat mit „Marilu“ einen ungemein fesselnden und berührenden Jugendroman geschrieben, in welchem sie sich auf eine authentische und sehr einfühlsame Weise mit psychischen Erkrankungen und Suizid auseinandersetzt. Darüber sollte man sich im Klaren sein, ehe man zu diesem Buch greift. Tania Witte ist es zwar mit Bravour geglückt, diese überaus schweren Themen so zu behandeln, dass die Handlung niemals zu heftig oder bedrückend wird, aber jedermanns Sache wird „Marilu“ dennoch nicht sein. Wer sich aber für diese ernsthafte Thematik interessiert und meint, mit ihr umgehen zu können, sollte den neuen Jugendroman von Tania Witte unbedingt lesen.
Mich konnte Tania Witte mit „Marilu“ auf ganzer Linie überzeugen. Die Story, die Charaktere, der Schreibstil – ich bin einfach von allem hellauf begeistert. Da mich die Handlung von den ersten Zeilen an in ihren Bann ziehen und durchgehend an die Seiten fesseln konnte, habe ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und innerhalb eines Tages durchgesuchtet.
Auch mit dem Aufbau der Handlung konnte das Buch bei mir punkten. Als Leser wird man gleich zu Beginn ohne viel Vorwissen mitten ins Geschehen geworfen und erhält erst so nach und nach mehr Informationen, die man wie die Teile eines Puzzles zu einem Gesamtbild zusammensetzen muss. Was genau ist damals mit unserer Hauptprotagonistin Elli passiert, warum musste sie in eine Klinik eingewiesen werden, was hat sie dort erlebt, wie sah ihr Leben danach aus und welche Rolle spielt Marilu bei dem Ganzen?
Mit den weiteren Charakteren konnte mich Tania Witte ebenfalls vollends überzeugen. Besonders fest in mein Herz geschlossen habe ich Tom, Ellis wundervollen Freund. Lasse, Marilus Bruder, mochte ich aber auch vom ersten Moment an wahnsinnig gerne. Mit ihm bringt die Autorin sogar noch etwas Queerness in die Story mit ein, was mir total gut gefallen hat.
Ob, und falls ja wann, Marilu auf der Bildfläche erscheinen wird, werde ich hier nicht erzählen. Lebt sie eigentlich noch? Und wenn dem so ist: Wo ist sie? Und warum verlangt sie ihrer Freundin und ihrem Bruder so viel ab, treibt sie so sehr an ihre Grenzen? Ich muss sagen, dass ich beim Lesen eine ziemliche Wut auf Marilu entwickelt habe, fand es zugleich aber großartig zu sehen, wie sich Elli und Lasse diesen schwierigen Herausforderungen und ihren Ängsten stellen.
Tania Witte zeigt in ihrem Buch hervorragend auf, was psychische Erkrankungen mit Menschen machen. Mit ganz viel Empathie, Authentizität und der genau richtigen Dosis an Leichtigkeit und Humor führt uns die Autorin vor Augen, wie das Leben von einer Person aussehen kann, die an einer bipolaren Störung leidet - und wie sich das auf ihre Mitmenschen auswirkt. Die Geschichte handelt aber noch von vielem mehr, wie in meiner Rezension, so hoffe ich doch, bereits deutlich geworden ist.
Fazit: Packend, realistisch, ehrlich und berührend - ein außergewöhnliches Buch, das einen atemlos zurücklässt und noch lange in einem nachklingt.
Was für eine kluge und feine Besprechung, du Liebe. Ich freu mich wirklich sehr, dass du MARILU gelesen hast – und natürlich, dass ich dich mit der Geschichte erreichen konnte. DANKE! ��
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