Klappentext:
Quelle: Mixtvision Verlag
Rezension:
Der 11-jährige Estrich hat eine wichtige Mission. Als außerirdischer Spion muss er die Menschen beobachten und deren Verhalten in einem streng geheimen Logbuch dokumentieren. Estrich nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Für ihn ist es absolut klar, dass er nicht von der Erde ist, dafür ist ihm dort alles viel zu kompliziert. Warum sind manche Menschen freundlich und andere nicht? Sind Zebras schwarz mit weißen Streifen oder weiß mit schwarzen Streifen? Estrich ist auf jeden Fall anders als die anderen. Um nicht aufzufallen, konzentriert er sich auf seine Lieblingszahl 9 und versucht dem Hausmeister an seiner Schule die richtigen Fragen zu stellen (von denen er ziemlich viele hat!). Sein Leben gerät jedoch komplett aus den Fugen, als sein Logbuch eines Tages verschwindet, ein Erpresserbrief auftaucht und dann auch noch eine Mitschülerin wie vom Erdboden verschluckt ist. Steht seine Rückreise zu seinem Heimatplaneten an? Oder ist es nun an der Zeit herauszufinden, wer er eigentlich wirklich ist?
Kinderbücher über das Anderssein lese ich immer unheimlich gerne. Meine Neugierde war daher sehr schnell geweckt, als ich zum ersten Mal von Jona Manows erstem Kinderroman hörte. Cover und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb – die Geschichte hat mich jedoch etwas zwiespältig zurückgelassen. „Spion Nr. 9 und die Kunst, nicht aufzufallen“ ist ein sehr ruhig erzählter Roman, der sich langsam entfaltet und dessen besondere Erzählweise vermutlich nicht jedermanns Sache ist. Es kommt natürlich immer aufs Kind an – ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die meisten jungen Leser*innen das Buch recht schnell wieder aus der Hand legen werden, da ihnen einfach zu wenig Aufregendes passiert.
Jona Manow lässt seine elfjährige Hauptfigur selbst erzählt die Geschichte erzählen. Man ist dadurch ganz dicht dran an Estrichs Gedankengängen, die eindrucksvoll zeigen, wie fremd man sich fühlen kann, wenn man die Welt anders wahrnimmt als andere und vom Alltag und seinen Mitmenschen manchmal völlig überfordert ist. Dem Autor ist es wunderbar gelungen, aus der Sicht eines neurodiversen Kindes zu schreiben – authentisch, humorvoll und mit ganz viel Herz. Estrich ist ein überaus sympathischer Junge, den man einfach gernhaben muss. Er hinterfragt oft die banalsten Dinge, nimmt vieles wortwörtlich und zieht häufig andere (sehr fantasievolle) Schlüsse. Als Leser*innen durchschaut man die Zusammenhänge meist schneller als Estrich und kann gar nicht anders, als über sein Denken und Verhalten zu schmunzeln. Stellenweise lesen sich seine inneren Monologe aber auch ein wenig wirr und kompliziert. Einerseits unterstreicht dies natürlich sehr gut Estrichs Einzigartigkeit, aber mir persönlich ist es mitunter ein wenig schwer gefallen, mich komplett darauf einzulassen. Darüber hinaus hätte ich mir auch mehr Klarheit über Estrichs Geschlecht gewünscht. Eigentlich lernen wir ihn als einen Jungen kennen, aber immer mal wieder wird er von anderen auch Esther genannt.
Fazit: „Spion Nr. 9 und die Kunst, nicht aufzufallen“ ist eine tiefgründige Geschichte über das Anderssein, Individualität und die Suche nach dem eigenen Platz im Leben. Ein außergewöhnliches und anspruchsvolles Kinderbuch ab 9 Jahren, das durch seine warmherzige Erzählweise und seinen feinen Humor besticht. Auch wenn ich mit dem Bucht nicht vollends warm geworden bin, kann ich es empfehlen, allen voran Fans der „Rico und Oskar“ - Reihe. Von mir gibt es 3,5 – hier gerundet auf 4 von 5 Sternen.
Vielen lieben Dank an den Mixtvision Verlag für das Rezensionsexemplar!

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