Samstag, 8. Januar 2022

[Rezension] Heartstopper Volume 1: Boy trifft Boy von Alice Oseman

Hardcover
 
Übersetzt von Vanessa Walder 
Ab 12 Jahren 
288 Seiten
ISBN: 978-3-7432-0936-7
Erscheinungstermin: 12.01.2022

Klappentext:

Mitten ins Herz gestolpert
Dass Charlie schwul ist, weiß die ganze Schule. Dagegen ist Nick, der Star der Rugbymannschaft, so straight wie eine Goalline. Glaubt Charlie. Aber dann entwickelt sich eine intensive Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Jungen. Charlie weiß sofort, dass er in Nick verknallt ist. Nick braucht ein bisschen länger, bis ihm klar wird, dass er Jungen genauso heiß findet wie Mädchen – besonders Charlie.

Quelle: Loewe Verlag

Rezension:

Bei der Heartstopper-Serie war ich nun schon eine ganze Weile am überlegen, mir die englischen Ausgaben zuzulegen. Auf Instagram bin ich der Reihe in der letzten Zeit ständig über den Weg gelaufen und so viele schwärmen von ihr – inzwischen war meine Neugierde riesengroß. In der Hoffnung, dass die Bücher vielleicht noch ins Deutsche übertragen werden wird, habe ich mit deren Einzug dann aber doch lieber noch gewartet – ich lese einfach nicht so gerne auf Englisch. Ihr könnt euch sicherlich denken, dass ich mich tierisch gefreut habe als ich erfuhr, dass der Loewe Verlag „Heartstopper“ herausbringen wird. Da stand für mich natürlich sofort fest: Den ersten Band muss ich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Charlie und Nick besuchen dieselbe Jungenschule und hatten bisher nichts miteinander zu tun. Als die Schüler jedoch in neue, klassenübergreifende Lerngruppen eingeteilt werden und Nick auf dem Platz neben Charlie landet, werden sich die Jungen kennenlernen. Dass Charlie schwul ist, weiß die ganze Schule, Nick dagegen ist nicht homosexuell. Das denken zumindest alle, ihn eingeschlossen. Als er aber immer mehr Zeit mit Charlie verbringt, nimmt er zunehmend Gefühle in sich wahr, die ihn komplett verwirren. Steht er etwa auf Charlie? Aber er ist doch straight, er hat sich bisher nie für Jungen interessiert. Charlie dagegen weiß sofort, dass er sich in Nick verknallt hat und auch Nick wird schließlich noch klar werden, dass er sich in seinen neuen Freund verliebt hat.

Da die Heartstopper-Serie so gehypt wird, habe ich mir von dem Auftaktband natürlich ausgesprochen viel erhofft und um es kurz zu machen: Meine hohen Erwartungen konnten komplett erfüllt werden! Ich habe mich von den ersten Seiten an in „Heartstopper Volume 1“ verliebt. Die Geschichte ist so unheimlich cute und ehrlich und die Illustrationen sind einfach nur zauberhaft. Diese Reihe wird eindeutig zurecht so sehr gefeiert. Ich kenne zwar bisher nur den ersten Teil, bin mir aber vollkommen sicher, dass ich auch von den Folgebänden begeistert sein werde und sie den großen Hype absolut verdient haben.

Mich hat die Geschichte von Beginn an ihren Bann ziehen und durchweg fesseln können. Ich habe beim Lesen so richtig mitgefiebert und mitgefühlt und fand es wundervoll mitzuerleben wie sich unsere beiden unterschiedlichen Hauptprotagonisten immer näherkommen und sich ihre Freundschaft zu so viel mehr entwickelt.

Charlie und Nick, von denen das Buch handelt, habe ich sofort fest in mein Herz geschlossen. Ich könnte da jetzt auch gar nicht sagen, wen von beiden ich lieber mochte; sie sind einfach beide so niedlich, echt und sympathisch. Ich habe die gemeinsamen Momente der zwei zutiefst genossen und das Lächeln stellenweise gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, da ihre langsam entstehende Beziehung mit so viel Herz, Wärme und Unschuld beschrieben wird.

Die Story ist wirklich zum Dahinschmelzen süß, driftet aber niemals ins Kitschige ab. Sie wirkt jederzeit völlig lebensnah. Alice Oseman ist es in meinen Augen wunderbar geglückt, die Entstehung einer queeren Beziehung darzustellen. Es ist so schön und aufregend zu sehen, wie sich Charlie und Nick ihrer Gefühle immer mehr bewusst werden; allen voran bei Nick, der, anders als Charlie, seine wahre Sexualität noch nicht gefunden hat. Mitzuverfolgen wie er sich seinen Empfindungen für Charlie zunehmend klar wird, schließlich realisiert, dass er homosexuell ist und allmählich damit beginnt, sich immer wohler mit dieser Erkenntnis zu fühlen, wird herzergreifend veranschaulicht.

Die Handlung behandelt insgesamt viele relevante Themen wie LGBTQ+, Freundschaft, Liebe, toxische Beziehung, Selbstfindung und Selbstakzeptanz. Auch mit Mobbing und Homophobie setzt sich der Comic auseinander, was mir ungemein gut gefallen hat. Queere Menschen haben es in unserer Gesellschaft leider nach wie vor nicht leicht. Es hat sich zwar schon eine Menge getan, aber viele Leute verurteilen Homosexuelle nach wie vor für ihre Sexualität, feinden sie an und akzeptieren sie nicht. So gibt es natürlich auch an der Schule von Charlie und Nick Schüler*innen, die über die beiden Jungs herziehen und sich über sie lustig machen. Dies mitanzusehen hat mich richtig traurig gemacht, aber ich finde es gut und wichtig, dass Alice Oseman diese Thematik anspricht. Es ist schließlich die grausame Realität.

Neben Charlie und Nick gibt es in dem Buch noch viele weitere tolle Charaktere. Chris‘ Schwester Tori beispielsweise, die ich von den Nebenfiguren ganz besonders liebgewonnen habe. Von ihr gibt es sogar ein eigenes Buch, das vor einigen Jahren im dtv Verlag erschienen ist: Solitaire. Den Titel möchte ich mir nun auf jeden Fall auch noch zulegen, ich möchte Toris Geschichte unbedingt kennenlernen.

Was den Zeichenstil angeht, kann ich mich ebenfalls nur begeistert äußern. Er ist zwar recht simpel und einfach gehalten, steckt aber voller liebevoller Details und gibt die Emotionen der Charaktere so gut wieder, dass Worte oft gar nicht vonnöten sind. Text ist insgesamt wirklich nur wenig vorhanden – stellenweise erzählen die schwarz-weiß Bilder die Handlung sogar ganz alleine. Wahrscheinlich hätte man die Gefühle, Gesichtsausdrücke und Gesten in Worten aber auch gar nicht so gut wiedergeben können wie es Alice Oseman mit ihren Zeichnungen gelungen ist. Tja, wie heißt es so schön: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Dieser Spruch trifft auf diese Graphic Novel definitiv zu.

 

Durch die unterschiedlich großen Panels, dem Wechsel zwischen bild- und dialoglastiger Szenen und den Einbezug von Textnachrichten ist das Leseerlebnis ein enorm abwechslungsreiches und spannendes, sodass es niemals langweilig wird. Man fliegt beim Lesen nur so durch die Seiten und mag den Comic gar nicht mehr aus der Hand legen. Bei mir jedenfalls war es so; ich habe das Buch verschlungen und hätte mich danach am liebsten sofort auf den nächsten Band gestürzt. Das Blöde nun allerdings ist: Die deutsche Übersetzung von „Heartstopper Volume 2“ wird leider erst im Herbst 2022 erscheinen. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich mich so lange gedulden kann, vor allem nicht nach dem fiesen Ende, mit dem uns der Serienstart zurücklässt. Mein Englisch ist zwar nicht so dolle, aber da die Geschichten nur sehr wenig Text enthalten, müsste selbst ich sie mit meinen recht dürftigen Vorkabelkenntnissen relativ problemlos lesen können. Na, mal schauen. Ich denke aber, dass es auf die englischen Ausgaben hinauslaufen wird. Über ein halbes Jahr warten kann ich vermutlich nicht, ich bin einfach so gespannt wie es mit Charlie und Nick weitergehen wird. 


Fazit: Eine wunderschöne queere Liebesgeschichte– mitreißend, herzbewegend, emotional und authentisch.

Endlich habe ich den ersten Band von Alice Osemans beliebter Comic-Serie kennenlernen dürfen und weiß nun, warum deren Fangemeinde so groß ist. Für mich hat sich der erste Band zu einem absoluten Highlight entwickelt, ich habe das Buch vom ersten Moment an geliebt. Die Story ist so unglaublich süß und ehrlich und spricht viele aktuelle und bedeutsame Themen an, sie ist unterhaltsam und tiefgründig zugleich und die Illustrationen sind einfach nur bezaubernd und großartig gelungen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgesuchtet und hatte super viel Spaß dabei. Ich kann „Heartstopper Volume“ jedem nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen!
 
 







Vielen lieben Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!

 


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